Star Trek - The Next Generation: 38
"The Royale" (Hotel Royale)

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Staffel2
37: "Contagion"
39: "Time..."
US-Erstsendung:
25.3.1989

ZDF-Erstsendung:
13.3.1992

Regie:
Cliff Bole

Drehbuch:
Keith Mills

Gaststars:
Nobel Willingham
als Texas

Sam Anderson
als Assistenz-Manager

Jill Jacobson
als Vanessa

Leo Garcia
als Page

Colm Meaney
als O'Brien

Greogry Beecroft
als Mickey D.

Inhalt:

SzenenbildIn der Umlaufbahn eines unbekannten Planeten findet die Enterprise Überreste eines Schiffes, das, wie sich später herausstellt, im Jahr 2037 von der Erde abreiste. Auf dem Planeten selbst wird ein Gebäude entdeckt. Es befindet sich in einer Art Blase, die für Menschen bewohnbar ist, im Gegensatz zum unwirtlichen Rest des Planeten. Riker, Worf und Data beamen hinunter und entdecken eine Drehtür. Sie gehen hindurch und finden die Nachstellung eines Hotels und Casinos aus dem zwanzigsten Jahrhundert der Erde. Bald darauf stellen sie fest, dass sie das Hotel nicht mehr verlassen können. Ihre Untersuchungen ergeben, dass sich eine Leiche seit Jahrhunderten in dem Gebäude befindet: es ist der Kommandant des Schiffes, dessen Überreste in der Umlaufbahn gefunden wurden. Sein Tagebuch erklärt, dass unbekannte Fremde sein Schiff schwer beschädigten und die restliche Crew versehentlich töteten. Sein Name war Richey. Aus Mitleid wollten die Fremden eine Umgebung schaffen, in der Richey zufrieden überleben konnte. Als Grundlage hatten sie aber nur einen zweitklassigen Roman, "Hotel Royale". In diesem Roman mit seinen faden Figuren und langweiligen Handlung war Richey jahrzehntelang gefangen, bis er endlich sterben durfte. Das Außenteam findet schließlich heraus, dass sie das Hotel verlassen können, wenn sie zu einem Teil der Geschichte des Romans werden. Mit Datas Hilfe gewinnen sie genügend Geld im Casino, um das ganze Hotel zu kaufen und in der Rolle der ausländischen Investoren abzureisen.

Kommentar:

"The Royale" ist eine Geschichte über Leute, die in einer schlechten Geschichte gefangen sind. Wie gut man diesen Horror nachvollziehen kann, während man die Episode sieht! Doch dieser verspielte Episodenmord ist eigentlich gar nicht mein Anliegen. Sicherlich, "The Royale" ist an vielen Fronten misslungen: Die Handlung ist etwas knapp für eine Dreiviertelstunde; die Figuren der Serie werden mehr mitgeschleppt als eingebaut; und zu allem Überdruss sieht die Produktion enttäuschend billig aus. Nichtsdestotrotz ist dies eine Art von Episode, die man grundsätzlich begrüßt: Sie hat den Ehrgeiz, anders zu sein. "The Royale" zeigt Ansätze einer surrealistischen Atmosphäre, die ich für vielversprechend halte. Mir gefällt auch die elegante Logik der Auflösung, auch wenn sie nicht neu und in diesem Fall leicht vorhersehbar ist. Die Richtung stimmt. Atmosphäre und Stil deuten darauf hin, dass dies eine Geschichte im Stil der Serie "The Twilight Zone" sein sollte, die dreißig Jahre zuvor den Maßstab für surreales Fernsehen gelegt hatte. Man hätte beachten sollen, dass "Twilight Zone" aus halbstündigen Segmenten bestand: "The Royale" wäre vielleicht ganz kurzweilig, wenn es in der Hälfte der Zeit erzählt würde.

Ein großes Problem ist die Reaktion der Figuren auf die Geschichte. Sie finden sich sehr leicht ab mit den außerordentlichen Dingen, denen sie begegnen. Es ist ein frustrierendes Seherlebnis: Auf einem wildfremden Planeten findet man ein in sich geschlossenes Hotel, und alle Figuren akzeptieren das, als ob es ein alltägliches Ereignis wäre. Besonders frappant ist dies bei Picard, der die ganze Episode auf der Brücke verbringt. Er erhält mündliche Berichte von Riker und zeigt kaum die geringste Verwunderung. "Eine Drehtür? Na dann, seid vorsichtig!" Man könnte denken, er finde dauernd Drehtüren auf unwirtlichen Planeten. Viele Fragen bleiben zudem am Ende der Episode offen, was vielleicht ein Versuch war, die surrealistische Atmosphäre zu stützen.

Der Autor "Keith Mills" ist ein Pseudonym von Tracy Tormé, der mit der Überarbeitung des Drehbuchs nicht zufrieden war und deshalb seinen Namen davon trennen wollte. Es wäre spannend, die ursprüngliche Geschichte zu lesen. Vielleicht hätte sie die guten Ansätze besser genutzt.

Bemerkenswertes:

Sam Anderson spielte den stellvertretenden Hotelmanager. Der Darsteller, hier leider wenig zu sehen, hatte Gastauftritte in allen Fernsehserien mit Rang, Namen oder einfach Sendeplatz: er spielte mit im berühmten "Hill Street Blues" und im noch berühmteren "Dallas"; in "Remington Steele" und dem weit weniger originellen "T.J. Hooker"; bei den geistreich komischen "Golden Girls" und im unfreiwillig komischen "Diagnosis: Murder". Er hatte unter anderem Rollen in "ER", "The X-Files", "Friends" und kürzlich in "Angel" (als Anwalt Holland Manners).

Picard erzählt in dieser Episode die Geschichte des letzten Theorems von Pierre de Fermat. Fermat war ein französischer Mathematiker, der die Behauptung aufstellte, dass für die Gleichung xn + yn = zn keine ganzzahlige Lösung existiere, wenn n>2. Picards Geschichte stimmt insofern, als dass tatsächlich über Jahrhunderte ein Beweis gesucht, aber nie gefunden wurde – und Fermat selbst hatte im Jahr 1637 bloß an den Seitenrand gekritzelt, er habe zwar einen wunderschönen Beweis für seine Behauptung, aber keinen Platz, ihn aufzuschreiben. Picard erzählt aber weiter, es sei auch im 24. Jahrhundert noch immer kein Beweis gefunden worden. Diese mutige Prophezeiung, die "The Royale" 1988 machte, war wohl zuviel des Guten für ein Universum mit einem Sinn für Humor: Fermats Theorem gilt seit 1993 als bewiesen. Eine spannende und dem Laien zugängliche Schilderung der Geschichte findet sich in Simon Singhs Buch "Fermat's Last Theorem".

Das Raumschiff des unglücklichen Colonel Richey hiess "Charybdis" – fraglos ein schlechtes Omen, da dies der Name eines mythischen Meeresstrudels am Nordende der Strasse von Messina war (die Meerenge zwischen Sizilien und Italien). Odysseus hatte bei seiner zweiten Durchfahrt damit zu kämpfen, nachdem er beim ersten Mal am gegenüberliegenden Ufer entlang gesegelt war und Skylla begegnete, einem bellenden, sechsköpfigen Ungeheuer. Der Name Charybdis ist vielleicht auch symbolisch zu verstehen: Der Strudel sog dreimal am Tag alles Schiffe in seiner Nähe ein und spie sie erst Stunden später wieder aus. Diese Wiederholung erinnert nicht wenig an die sich stets wiederholende Geschichte im Hotel Royale aus der Folge.

Nitpicking:

Die Episode schießt über das Ziel hinaus, als Geordi die Temperatur auf dem unwirtlichen Planeten als minus 291 Grad Celsius angibt: Das liegt 18 Grad unter dem absoluten Nullpunkt.

Nach dieser Folge gab es im 21. Jahrhundert 52 Vereinigte Staaten, aber nur bis ins Jahr 2079; das ist das Jahr, in dem gemäß "Encounter at Farpoint" die Organisation der neuen Vereinten Nationen zusammenbrach. Das alles lässt darauf schließen, dass 2079 ein Jahr großes Katastrophen war, wie es "Farpoint" auch andeutete. Im zweiten Kinofilm der "Next Generation", "First Contact", hatte allerdings im Jahr 2061 der dritte Weltkrieg bereits stattgefunden, Zefram Cochrane entwickelte den Warp Antrieb und hatte ersten Kontakt mit Vulkaniern, woraufhin alles besser werden sollte. Diese zwei Versionen der Geschichte sind nicht unvereinbar, ganz im Gegenteil: In beiden gibt es eine große, umwälzende Katastrophe im 21. Jahrhundert. Aber zumindest die Daten widersprechen sich.

Einschaltquoten (von Martin Seebacher):

Einen 4. Platz bei einem Rating von 10.6 erreichte die Folge in den USA.

Im ZDF waren es im Nachmittagsprogramm nur 1,07 Millionen Zuschauer.

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37: "Contagion"
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Letztes Update:
5. Mai 2002

©2002 Rafael Scholl.