Voy: 30
"Alliances" (Allianzen)

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Staffel2
29: "Prototype"
31: "Threshold"

Szenenbild
US-Erstsendung:
22.1.1996

SAT1-Erstsendung:
28.6.1997

Regie:
Les Landau

Drehbuch:
Jeri Taylor

Musik:
Dennis McCarthy

Kamera:
Marvin V. Rush A.S.C.

Gaststars:

Anthony De Longis
als Culluh

Martha Hackett
als Seska

Charles Lucia
als Mabus

Raphael Sbarge
als Michael Jonas

Simino Billig
als Hogan

Larry Cedar
als Tersa

John Gegenhuber
als Kelat

Mirron E. Willis
als Rettik

Inhalt:

Nachdem die Voyager mehrfach von Kazons angegriffen und schwer beschädigt wurde, erklärt Chakotay gegenüber Janeway, daß es so nicht weitergeht. Er empfiehlt ihr, bei der Auswahl von Verbündeten mehr wie ein Maquis zu denken und nicht so wählerisch zu sein. Also entschließt Janeway sich schweren Herzens, einigen Kazon-Sekten eine Allianz anzubieten. Janeway nimmt über Seska Kontakt zu den Kazon-Nistrim auf. Das erste Treffen mit Culluh scheitert aber an Culluhs Sexismus, da er es nicht akzeptieren kann, daß eine Frau ihm Bedingungen diktiert. Neelix versucht unterdessen, auf dem Planeten Sobras mit dem Anführer der Pommar zu verhandeln. Dort wird Neelix aber festgenommen und zu einigen Trabe-Flüchtlingen ins Gefängnis gesperrt. Zusammen mit den Trabe gelingt Neelix jedoch die Flucht.Neelix führt die Trabe zur Voyager. Der Trabe-Botschafter Mabus erklärt, warum die Kazon die Trabe so sehr hassen. Einst hatten die Trabe die Kazon als Sklaven gehalten, doch vor 30 Jahren konnten die Kazon ihre Freiheit erkämpfen und vertrieben die Trabe. Nun seien die Kazon noch immer auf Rache aus. Mabus bietet Janeway nun eine Allianz an. Gemeinsam, so erklärt Mabus, könne man alle Kazon-Führer an den Verhandlungstisch locken und endlich den Frieden wiederherstellen. Janeway ist einverstanden, und Mabus arrangiert ein Treffen auf Sobras, zu dem viele Anführer der Kazon-Sekten kommen. Neelix erfährt von einem Gerücht. Angeblich sei ein Attentat auf das Treffen geplant. Als die Verhandlungen laufen, erscheint vor dem Fenster plötzlich ein Trabeshuttle, welches das Feuer eröffnet. Janeway kann jedoch noch rechtzeitig die anderen warnen, in Deckung zu gehen. Janeway erkennt, daß sie von den Trabe nur benutzt wurde. In Zukunft, so meint sie, gäbe es nur einen Verbündeten: Die Prinzipien und Ideale der Föderation.

Kritik:

"Alliances" ist eine der wenigen Episoden, in denen sich sich die Autoren auf den Umstand konzentrieren, daß sich die Voyager in einem feindlichen Gebiet befindet und völlig auf sich allein gestellt ist. Auch Janeways schwierige Position wurde hier wirklich deutlich. Sie muß wieder einmal feststellen, daß längst nicht alle Crewmitgliedern ihre moralischen Prinzipien teilen.

Diese Episode enthält einige der besten Janeway-Szenen der zweiten Staffel. Kate Mulgrew konnte hier zeigen, daß sie problemlos Autorität und Entschlossenheit ausstrahlen kann. Besonders beeindruckend war die Beerdigungsszene, als sich Janeway plötzlich von feindselig eingestellten Crewmitgliedern umgeben sieht. Oder das Ende, als Janeway zu dem hinterhältigen Trabe Mabus meint: "You planed this whole thing and used our good will to make sure you were successful!" (Dt.: Sie haben das alles geplant und unser Vertrauen mißbraucht, um auf Nummer sicher zu gehen.)

Etwas ungeschickt verfuhr Janeway bei den Verhandlungen mit Culluh. Sisko verhielt sich da in einer ähnlichen Situation wesentlich klüger. In der Folge "Sanctuary" (dt.: Auge des Universums) traf Sisko auf die Skrreeaner. Als er erkannte, daß bei den Skrreeanern die Männer nichts zu sagen haben, ließ er Kira die Verhandlungen mit der Anführerin Haneek führen. Entsprechend hätte Janeway wohl besser Chakotay vorgeschickt, um mit den frauenfeindlichen Kazon zu verhandeln.

Wissenswertes erfuhr man darüber hinaus über die Vergangenheit der Kazon. Die Trabe, die bereits in "Initiations" (dt.: Der Namenlose) und "Maneuvers" (dt.: Das Signal) erwähnt wurden, waren einst brutale Sklavenhalter, welche die Kazon über Jahrzehnte hinweg mißhandelt und ausgebeutet hatten. Das erklärt recht gut, weshalb ein so primitives Volk wie die Kazon über so hochentwickelte Techniken verfügt. Recht originell war in diesem Zusammenhang auch das Ende, als sich die sympathischen Trabe als noch brutaler und vertrauensunwürdiger herausstellten. Während man bei anderen Serien oft das Gefühl hat, daß den Bösewichtern die Bezeichnung "Bad Guy" regelrecht auf die Stirn tätowiert ist, kommt es bei Star Trek immer wieder vor, daß der erste Eindruck über eine Alienrasse vollkommen irreführend ist.

Darüber hinaus begann ab dieser Episode der Handlungsstrang um den Spion Michael Jonas. Jonas, der seine Meinungen im Gegensatz zu Hogan keineswegs laut ausspricht, versuchte in dieser Folge erstmals, heimlich mit Seska Kontakt aufzunehmen. Dieser Handlungsplot um Michael Jonas sollte sich durch die nächsten sechs Folgen ziehen.

Interessant war, daß Tuvok gerade die Allianz mit den Klingonen als Argument für eine erfolgversprechende Verbindung mit den Kazon anführte. Nun, logischerweise hat Tuvok keine Ahnung, daß inzwischen die Allianz mit den Klingonen zerbrochen ist. (Es sei denn, Kim hat durch seinen Abstecher auf die Erde in "Non Sequitur" (dt.: Der Zeitstrom) davon erfahren.)

Problematisch war die Rede, die Janeway am Ende hielt. Zwar konnte man ihr nur beipflichten, wenn sie meinte, die besten Verbündeten seien nach wie vor die Ideale der Föderation, nur löst das leider hier auch nicht das Problem. Daß diese Prinzipien eben im Deltaquadranten nicht funktionieren, das war ja gerade der Ausgangspunkt der Episode.

Das ist auch der Grund, warum diese Episode nicht so recht überzeugte. Zu Beginn der Episode erfahren wir, daß die Voyager vier Kazon-Angriffe innerhalb von zwei Wochen hinter sich hat und drei Crewmitglieder dabei bereits den Tod fanden. Das ist schon mal seltsam, denn von derart massiven Angriffen von Seiten der Kazon hat man während der gesamten Serie nichts gehört. Ist die Voyager da in ein Kazon-Nest geraten? Mein erster Gedanke war: Warum fliegt die Voyager nicht so schnell es geht davon? Doch offenbar ist das keine Möglichkeit, und Janeway und Co verweilen genau da, wo sie sind, um eine Allianz zu bilden. Doch was kommt am Ende? Janeway gelangt zu dem Entschluß, es wäre am besten, so weiterzumachen wie bisher und entschließt sich, so schnell wie möglich weiterzufliegen. Entweder hätte genau dieser Einfall schon Wochen vorher kommen müssen, oder Janeways "Flucht" müßte zum Scheitern verurteilt sein.

Wirklich ärgerlich an dieser Episode war die Fülle an einfallslosen und vermeidbaren Klischees. Als der Holodoc den Tod des Maquis-Mitgliedes Kurt Bendera (wieder mal der zuvor nie erwähnte "Ensign Nobody") feststellte, meinte B'Elanna natürlich sofort: "He saved my life once." (dt.: Er hat mir einst das Leben gerettet.) Chakotays Beerdigungsrede ("er liebte einen guten Kampf, und er kämpfte einen guten Kampf, bis zum Ende") ließ da auch kein TV-Klischee aus. Noch peinlicher war Tuvoks Blumenanalogie, mit der er Janeway davon überzeugte, daß auch eine schwache Verbindung mit der Zeit stark werden kann. Später knüpfte Neelix seine vertraulichen Kontakte natürlich in einer verrufenen Strip-Kneipe, nur um kurz darauf ins Star Trek-Höhlengefängnis abgeführt zu werden. Daß man beim Ausbruch aus selben Gefängnis gerade mal einen Wächter übertölpeln mußte, versteht sich von selbst.

Das Attentat auf die Kazon-Anführer war eine nur zu deutliche Anspielung an den Filmklassiker "Der Pate Teil III", machte aber hier leider nur wenig Sinn. Zum einen fragt man sich, warum Chakotay das Schiff nicht gescannt hat, obwohl er doch von Janeway den ausdrücklichen Befehl hatte, die Gegend zu überwachen. Dann fragt man sich, mit was die Attentäter da nur geschossen haben? Mit Papierkugeln? Normalerweise hätte mindestens das halbe Gebäude zerstört sein müssen, hier war aber gerade mal der Tisch umgefallen und keiner der Kazon auch nur verletzt. Und dann wird das kleine Shuttleschiff auch noch mit drei Photonentorpedos befeuert, die nicht den geringsten Schaden anrichten. Das ist schon eine etwas geballte Ladung an Widersprüchen für eine Szene, die gerade mal ein paar Sekunden lang war.

Fazit: "Alliances" war eine in Ansätzen recht gute Episode, deren Gesamteindruck aber leider durch unüberwindbare Widersprüche und einfallslose Klischees gemindert wurde. Chakotays Bemerkung "I don't think we can afford to keep on doing business as usual" (dt.: Ich denke, wir können es uns nicht leisten so weiterzumachen wie bisher) wäre eine schöne Aufforderung an die Autoren gewesen, mit der Serie "Star Trek - Voyager" endlich neue Pfade einzuschlagen. Nur leider sollte Janeways Rede am Ende das Gegenteil verdeutlichen, nach dem Motto: Auch wenn wir zu Beginn der Episode festgestellt haben, daß wir so nicht weitermachen können, wir machen trotzdem so weiter. Schade. "Alliances" hätte einen Wendepunkt der Serie darstellen können.

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Letztes Update:
20. Februar 1998

©1998 Thomas Höhl.