TNG: 177
"All Good Things" (Gestern, heute, morgen)

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Staffel7
176: "Preempti..."
US-Erstsendung:
23.5.1994

SAT1-Erstsendung:
26./27. 7.1994

Regie:
Winrich Kolbe

Drehbuch:
Brannon Braga
Ronald D. Moore

Musik:
Dennis McCarthy

Gaststars:
John DeLancie
als Q

Andreas Katsulas
als Tomalak

Clyde Kusatsu
als Admiral Nakamura

Patti Yasutake
als Alyssa Ogawa

Denise Crosby
als Tasha Yar

Colm Meaney
als O'Brien

Pamela Kosh
als Jessel

Tim Kelleher
als Lt. Gaines

Alison Brooks
als Ensign Nell Chilton

Stephen Matthew Garvey
als Ensign

Inhalt:

CoverWorf und Deanna verlassen gerade das Holodeck, als Picard angerannt kommt und nach dem Datum fragt. Picard meint, er reise durch die Zeit, doch seine Erinnerungen an die anderen Zeiten sind sehr vage. Noch während Picard Deanna davon erzählt, befindet sich Picard plötzlich 25 Jahre in der Zukunft. Er ist ein alter Mann und kümmert sich um seine Weinstöcke, als ihn Geordi besucht. Geordi ist inzwischen Schriftsteller und hat von seiner Frau Leah erfahren, daß Picard am Irumodischen Syndrom erkrankt ist. Kurz darauf befindet sich Picard in der Vergangenheit, er ist zusammen mit Tasha Yar in einem Shuttle, um zum ersten Mal die Enterprise zu betreten. Wenige Sekunden später ist Picard wieder in der Gegenwart.Er läßt sich von Dr. Crusher untersuchen. Sie findet jedoch keine Anhaltspunkte für seine Zeitreisen. Dr. Crusher findet auch keine Anzeichen des Irumodischen Syndroms, entdeckt aber einen strukturellen Defekt im Parietallappen, ein Defekt, der möglicherweise zum Irumodischen Syndrom führen kann. Es trifft eine Nachricht von Admiral Nakamura ein. Picard soll eine Anomalie im Devronsystem innerhalb der neutralen Zone vom Föderationsgebiet aus beobachten lassen. Picard ist wieder in der Zukunft und erkennt nun, daß dieses nicht seine Zeit ist. Picard besteht darauf, Data zu besuchen. Data befindet sich als Professor in Cambridge. Data willigt ein, Picards Erlebnisse genauer zu untersuchen. Picard ist kurz darauf wieder in der Vergangenheit. Er ist gerade dabei, die neue Crew zu begrüßen, als er Halluzinationen von schreienden Bauern hat. Picard befiehlt Rotalarm. Er entschließt sich, die Besatzung nicht von seinen Zeitreisen zu informieren. Eine Nachricht von der Sternenflotte besagt, eine Anzahl von Romulanerschiffen nähere sich dem Devron System in der Neutralen Zone. Picard erkennt, daß die Geschichte ursprünglich nicht so verlaufen ist. Deswegen besteht Picard darauf, die ursprüngliche Mission nach Farpoint fortzusetzen. Wieder in der Gegenwart scannt Cr. Crusher den Temporallappen in Picards Gehirn und stellt fest, daß sich in Picards Gehirn innerhalb von zwei Minuten Erinnerungen von zwei Tagen angesammelt haben. Picard will nun auch in der Gegenwart das Devronsystem aufsuchen. Picard wechselt wieder in die Zukunft. Dort besteht er darauf, in die neutrale Zone ins Devronsystem zu fliegen. Dort herrschen aber inzwischen die Klingonen. Picard setzt sich mit Admiral Riker in Verbindung, der lehnt aber ab. Data schlägt vor, auf einem medizinischen Versorgungsschiff mitzufliegen. Picard begibt sich auf die USS Pasteur, auf der Dr. Crusher, Exfrau von Picard, befehligt. Wieder in der Vergangenheit wartet Picard auf das erste Auftauchen von Q, doch Q meldet sich nicht. Doch kurz darauf befindet sich Picard in der gleichen Umgebung wie während der Farpointmission, in Qs Gerichtsverhandlung.. Q gibt zu, für Picards Zeitreisen verantwortlich zu sein und beschuldigt die Menschheit der Minderwertigkeit. Außerdem meint Q, Picard sei für die Auslöschung der Menschheit verantwortlich. Kurz darauf ist Picard wieder in der Gegenwart, wo er die Crew von seiner Begegnung mit Q informiert. Man nähert sich dem Devronsystem und scannt es mit Langreichweitenscans. Es erfolgt wieder ein Wechsel in die Zukunft, wo man Kontakt mit dem klingonischen Gouverneur Worf aufnimmt. Worf erlaubt der Pasteur widerstrebend, die klingonische Grenze zu passieren, er macht aber zur Bedingung, mit an Bord zu kommen. Picard ist kurz darauf in der Vergangenheit und befiehlt, ins Devronsystem zu fliegen. Die Besatzung ist inzwischen recht bestürzt über die unberechenbaren Befehle von Picard. In der Gegenwart einigt sich Picard mit Tomalak, daß sie beide die neutrale Zone aufsuchen, ohne das als kriegerischen Akt zu werten. Picard stellt fest, daß die Anomalie in der Vergangenheit größer ist, während in der Zukunft noch nichts davon zu erkennen ist. Data versucht, einen spezifizierten Scan mit einem umgekehrten Tachyonenstrahl vorzunehmen. Gleiches befiehlt Picard Data in Gegenwart und Vergangenheit. Dieser Scan zeigt eigenartige Wirkungen. Geordis DNA in seinen Sehnerven regeneriert sich, bei anderen Besatzungmitgliedern verheilen alte Narben. Durch diesen Effekt verliert Schwester Ogawa ihr Baby. Data erkennt, daß die Anomalie eine Erruption von Antizeit erzeugt. Wenn Zeit und Antizeit kollidieren, heben sie sich auf und verursachen einen Riß im Raum, was im Devronsystem passiert ist. Wieder in der Zukunft wird die Pasteur von Klingonenschiffen angegriffen. Im letzten Moment kommt ihnen die getarnte Enterprise zu Hilfe. Die Pasteur explodiert, die Crew wurde vorher auf die Enterprise gebeamt. Q taucht auf und reist mit Picard auf die Erde, die sich erst im Frühstadium befindet. Picard erkennt, daß dort die Anomalie fast den gesamten Quadranten der Galaxie ausfnllt. Er weiß nun, daß er selbst die Anomalie verursacht hat und dadurch die Anfänge des Lebens auf der Erde unterbrochen wurden. Picard möchte das Innere der Anomalie scannen, was in der Gegenwart gelingt. Dort scannt Data zwei weitere Tachyonenscans. Picard kommt in der Zukunft zu sich und kann mit Hilfe von Data Riker überzeugen, daß er mit der Pasteur einen Zeitparadox ausgelöst hat. Tatsächlich ist inzwischen die Anomalie in der Zukunft entstanden. Picard deaktiviert in allen Zeitebenen den Tachyonenimpuls, erzielt aber keine Wirkung. Geordi sieht nur die Möglichkeit, mit dem Schiff in die Anomalie hineinzufliegen und dort mit einer knnstlichen Subraumbarriere den Riß zu reparieren.Picard fliegt in allen drei Zeiten in die Anomalie; es gelingt die Anomalie zu reparieren. Picard befindet sich bei Q wieder, der meint, Picard habe den Test bestanden, denn Picard habe für einen kurzen Moment seinen Horizont erweitert, als er das Paradox erkannte.

Kritik:

In der letzten Episode trumphte STAR TREK - THE NEXT GENERATION noch einmal voll auf und versöhnte ein wenig für die keineswegs immer überzeugende siebte Season.

In "All Good Things..." wurde der eine oder andere sicher daran erinnert, warum er überhaupt Fan von STAR TREK geworden ist. Denn diese Folge beinhaltete alles, was das Trekker-Herz begehrt: Eine gut durchdachte, anspruchsvolle Story, herausragende Darstellerleistungen und nicht zuletzt sehenswerte Spezialeffekte, hier der grandiose Kampf der "neuen" Enterprise D mit den Klingonen.

Darüber hinaus war "All Good Things..." so, wie ein Abschlußfilm einer derart langen Serie sein sollte. Durch Picards Zeitreisen wurde dem Zuschauer noch einmal ein nostalgischer Rückblick gewährt, ohne daß auf langweilige Rückblenden wie in "Shadows of Grey" zurückgegriffen werden mußte. So konnte jeder noch einmal Revue passieren lassen, wie alles begonnen hatte. Man betrachtete schmunzelnd die alten Uniformen und konnte sogar noch einmal Tasha Yar in Aktion verfolgen. Auch wenn natürlich nicht alles genau so wie im Pilotfilm rekonstruiert werden konnte (O'Brien war damals etwas schmaler um die Hüften, auch Worfs Maske sah natürlich anders aus), muß man hier doch dennoch die Liebe zum Detail anerkennen.

Der Rnckblick in "All Good Things..." ist Anlaß genug, hier ein kleines Resümee zu ziehen und zu beobachten, wie sich TNG über die Jahre gewandelt hat.

Begonnen hat es damals mit einem Pilotfilm, der zwar gut begann, doch enttäuschend endete. Dem Pilotfilm muß man jedoch zu gute halten, daß er zumindest sofort in die Handlung einstieg und den Zuschauer nicht mit einer überlangen Einleitung langweilte. Die erste Season wurde 1987 hefitg kritisiert und auch heute noch sehen viele in ihr die schlechteste Season von TNG. Tatsächlich beinhaltete die erste Season ziemlich plumpe Stories (man denke nur an Riker auf dem Frauenplaneten), aber auch hier gab es Höhepunkte. Episoden wie "Where No One Has Gone Before" (dt.: Der Reisende), "The Big Goodbye" (dt.: Der große Abschied), "11001001" und "Conspiracy" (dt.: Die Verschwörung) zeigten klar das Potential in TNG und daß es auch an die Oberfläche kam, wenn man der Serie erlaubte, sich von dem Vorbild aus den Sechzigern zu lösen.

Weitaus gelungener war da schon die zweite Season mit einem deutlichen Mehr an subtilen Episoden wie "Where Silence Has Lease" (dt.: Illusion oder Wirklichkeit?), "Elementary, Dear Data" (dt.: Sherlock Data Holmes) "Loud as a Whisper" (dt.: Der stumme Vermittler) und last not least die grandiose Episode "Q Who" (dt.: Zeitsprung mit Q). Natürlich gab es auch hier noch Einbrüche wie "The Dauphin" (dt.: Die Thronfolgerin), "Pen Pals" (dt.: Brieffreunde) und natürlich "Shades of Grey" (dt.: Kraft der Träume). Aus heutiger Sicht wird die zweite Season aber von einer noch viel größeren Katastrophe überschattet: Dem Auftauchen von Dr. Pulaski. Was damals noch nicht so störend auffiel, ist rückblickend nicht mehr zu tolerieren, denn wer auch immer auf die Idee kam, Dr. Crusher durch Pulaski zu ersetzen, er hatte zweifellos wenig Ahnung von der Entwicklung, die sich in den Serien über die Jahrzehnte vollzogen hat. Vergleicht man die Sechziger mit den Neunzigern, so muß man erkennen, daß sich das Heldenbild deutlich gewandelt hat. Kirk entsprach dem Heldenbild der Sechziger, er war der klassische Frauenheld und Kämpfertyp, dem damaligen Sean Connery-Bond nicht unähnlich. Heute ist eben mehr der intellektuelle Typ gefragt. Während Kirk ein "Verdammt Scotty, was geht hier vor" herausbrüllte, setzt sich Picard zu einer ruhigen Besprechung mit seiner Crew zusammen. Betrachtet man die erste Season, so muß man erkennen, daß Riker zweifellos als Ersatz für Kirk gedacht war, während auch Picard oft unsinnig aggressive Töne erklingen ließ. Erst als TNG später zu einer ruhigeren Atmosphäre fand, gelang es den TNG Darstellern, wirklich glaubhaft zu wirken. Und nun zurück zu Pulaski: Während also die restliche Besatzung sozusagen ihre Mitte fand, brachte Pulaski genau die Eigenschaften mit an Bord, die der Rest der Crew so langsam ablegte. Pulaski sollte mit ihrem rohen Verhalten wohl für den "nötigen Wirbel" sorgen, vermochte aber leider nur zu nerven. Pulaskis kindische Streitereien mit Data waren da der Gipfel der Peinlichkeiten. Weshalb sollte es ihr denn nicht gelingen, Datas Namen korrekt zu formulieren? Und warum sollte sie ständig versuchen, Datas Handlungsweisen herunterzumachen? Unbegreiflicherweise wurden die Streitereien zwischen Data und Pulaski nicht selten mit denen zwischen Spock und McCoy verglichen. Einen solchen Vergleich kann aber nur jemand ziehen, der die Dialoge zwischen Spock und Pille nicht verstanden hat. McCoy hat sich nie respektlos gegenüber Spock verhalten, ebensowenig Spock gegennber Pille. Die Sticheleien zwischen den beiden hatten etwas Liebenswertes und Humorvolles, nicht die Spur davon war aber in den Dialogen zwischen Pulaski und Data zu erkennen. Dann dichtete man Pulaski noch eine Abneigung gegen Transporter an (was nun wirklich nicht auf der obersten Rangstufe origineller Einfälle steht), und glaubte dann auch noch allen ernstes, Pulaski habe mehr Potential als Dr. Crusher. Daß Pulaski ein Fehler war, schienen auch die Macher von TNG erkannt zu haben, sonst wäre Cr. Crusher sicher nicht auf die Enterprise zurückgekehrt.

Als die dritte Season anlief, erkannte man, daß das Niveau der Serie in ungeahnte Höhen aufstieg. Episoden wie "The Defector" (dt.: Der Überläufer), "The High Ground" (dt.: Terror auf Rutia Vier) "Yesterday's Enterprise" (dt.: Die alte Enterprise) oder "The Offspring" (dt.: Datas Nachkomme), um nur einige zu nennen, ließen erkennen, was für ein unglaubliches Potential die Serie beinhaltete und daß die Serie immer wieder mit neuen, originellen Einfällen überraschen konnte. Nicht zu vergessen natürlich der erste und zugleich beste Cliffhanger der Serie, "Best of Both Worlds" (dt.: In den Händen der Borg), mit dem TNG seinen damaligen Höhepunkt erreichte.

Was man nach der dritten Season kaum für möglich gehalten hatte: TNG konnte das hohe Niveau nicht nur halten, sondern sogar noch weiter steigern. Episoden wie "Remember Me" (dt.: Das Experiment) oder "Future Imperfect" (dt.: Gedächtnisverlust) zeigten, daß die Produzenten inzwischen völlig freihe Hand hatten. Niemand machte sich mehr sorgen, inwieweit der gewöhnliche Zuschauer da noch folgen konnte. Das Ergebnis war SF der Spitzenklasse.

Die fünfte Season hinterließ bei vielen gemischte Gefühle. Unbestritten gab es weiterhin grandiose Episoden wie "Darmok" oder "Conundrum" (dt.: Mission ohne Gedächtnis), doch gerade die ausführlich dargestellten Erziehungsprobleme von Worf brachten TNG den Ruf ein, in eine langweilige Soap Opera abzudriften. Wie immer man zu den Soap Opera-Elementen in STAR TREK auch steht, ich bin der Meinung, daß sie, solange sie sehr sparsam dosiert sind, nicht nur gut zu STAR TREK passen, sondern sogar den ganz besonderen Reiz von STAR TREK ausmachen. In der fünften Staffel hatte man damit aber leider ein wenig übertrieben.

Seinen Höhepunkt erreichte TNG mit der sechsten Season. Eine derart geballte Ansammlung an spitzenmäßigen Folgen dürfte es kaum jemals wieder in irgendeiner STAR TREK - Season geben. Episoden wie "Frame of Mind" (dt.: Phantasie oder Wahrheit), "Tapestry" (dt.: Willkommen im Leben nach dem Tode) oder "Starship Mine" (dt.: In der Hand von Terroristen) sprechen für sich. Dummerweise weckte diese Entwicklung ausgesprochen hohe Erwartung hinsichtlich der siebten Season.

Die siebte Season verärgerte nicht so sehr durch ihre deutlich geringere Zahl an wirklich grandiosen Episoden (obwohl es sie sehr wohl gab, man denke nur an "Gambit" (dt.: Der Schachzug)), sondern durch ihre ganz krassen Einbrüche wie "Force of Nature" (dt.: Die Raumkatastrophe) oder "Inheritance" (dt.: Soongs Vermächtnis).

Mit "All Good Things..." kam die Abschlußfolge, nach der stattlichen Zahl von 176 Episoden. Die meisten dürften die Abschlußfolge mit gemischten Gefühlen erwartet haben, denn zweifellos hätte sich jeder eine weitere Season gewünscht. Trotzdem wuchs allmählich das Verlangen, die TNG-Figuren endlich auf der großen Leinwand verfolgen zu können. So bedeutete "All Good Things..." weniger das Ende als einen Neuanfang. Außerdem mußte man während der siebten Season gewisse Ermüdungserscheinungen der Autoren bemerken. Die Schreiber schienen nicht mehr mit der gleichen Begeisterung bei der Sache zu sein wie Jahre zuvor.

Daß die Autoren aus der letzten Folge eine reine Picardepisode gemacht hatten, ist ein deutliches Zeichen dafur, daß sich der zu Beginn als "langweiliger Glatzkopf" beschimpfte Captain längst in der Zuschauergunst ganz nach oben gearbeitet hatte. Patrick Stewart ist auch ein hervorragender Darsteller, dessen breitgefächertes Talent und facettenreiches Spiel einen großen Anteil am Erfolg von TNG hatten.

Obwohl Picard im Mittelpunkt stand, kamen die anderen Charaktere, im Gegensatz zum Kinofilm "Star Trek - Generations" hier keineswegs zu kurz. Deanna Troi hatte eine auffallend kleine Rolle, ihre Rolle war aber keineswegs kleiner als die der restlichen Crewmitglieder. Zwar war sie in den Zukunftsszenen nicht zu sehen, dafür wurde ihr in den Abschnitten der Vergangenheit (samt ihrer alten Cheerleader-Frisur) und Gegenwart viel Text eingeräumt.

Das Grundkonzept der Abschlußfolge orientierte sich etwas an "Tapestry" (dt.: Willkommen im Leben nach dem Tode), wobei auffällt, daß Picard und Q ein ganz ausgezeichnetes Paar bilden. Wenn der einzigartige John de Lancie und Patrick Stewart zusammen vor der Kamera stehen, laufen sie in ihren Rollen zur absoluten Höchstform auf.

Q hat sich dabei inzwischen zum zynischen Sprachrohr der STAR TREK-Kritik entwickelt. Als er in "Q Who" (dt.: Zeitsprung mit Q) auftauchte und die Enterprise endlich mal in eine wirklich unerforschte Region schleuderte, hatte er ganz recht. Das Erforschen neuer Regionen war in STAR TREK leider massiv vernachlässigt worden. Und wer konnte sich ein nickendes Grinsen verkneifen, als Q meinte: "Und was ist? Sie sorgen sich um Commander Rikers Karriere, lauschen Counsellor Trois pedantischem Psychogebabbel." Als sich Q am Ende von Picard verabschiedete, war das interessanterweise ergreifender als die Pokerszene am Schluß der Episode, da man nicht sicher sagen kann, ob Q irgendwann in einem der Kinofilme wieder auftauchen wird.

Der Abschlußfilm selbst hatte eine ausgesprochen originelle Handlung, besonders gelungen war es, zu zeigen, wie TNG in 25 Jahren aussehen könnte. Es fällt dabei übrigens auf, daß Picard in der (von Q geschaffenen und daher nicht "realen") Zukunft noch immer Captain ist. Zudem wurde bereits zu diesem Zeitpunkt angedeutet, daß Data irgendwann seinen Gefühls-Chip benutzen wird.

Beverly hat in der Zukunft ja ihr eigenes Schiff (womit sie sich ihre bis zur siebten Season geheime Leidenschaft, Captain zu sein, endlich erfüllen konnte,), wobei übrigens auffällt, wie unbeindruckt Beverly die Zerstörung ihres Schiffes schluckte.

Bei der Story von "All Good Things..." warfen viele dem Paradox vor, es sei unlogisch, weil Picard das Paradox dadurch auslöste, indem er es bekämpfte. Nun, darauf kann man nur antworten: Deshalb IST es ja ein Paradox, oder?

Ein krasser Fehler fiel allerdings an anderer Stelle auf, und er war zudem so augenfällig, daß ihn die Autoren sicher bemerkt haben dürften, ihn aber ignorierten, weil sie sonst mit ihrer Story in eine Sackgasse geraten wären. Es handelt sich hierbei um die Szenen in der Zukunft. Dort erkennt Picard, daß er unter anderem mit dem Scan der Pasteur das Paradox ausgelöst hat, dieses Paradox sich aber rückwärts durch die Zeit bewegt. Wie kann er aber dann sechs Stunden später mit der Enterprise erneut das Devron-System aufsuchen und das Phänomen zu Gesicht bekommen? Wenn das Phänomen entstanden ist, als die Pasteur das Gebiet scannte und sich das Phänomen dann in Richtung Vergangenheit entwickelte, hätte Picard sechs Stunden später erst recht keine Anomalie entdecken dürfen, weil die Anomalie in der Zukunft noch nicht existierte...

Die Zukunftsszenen waren allein schon wegen der überzeugenden Masken sehenswert. Besonders realistisch wirkte der gealterte Geordi, wobei Levar Burton hier mit der Ironie von STAR TREK konfrontiert wurde; zwar durfte er endlich mal ohne seinen VISOR agieren, mußte dafür aber eine aufwendige Maske tragen. Zur Höchstform fuhr jedoch Patrick Stewart als gealterter Picard auf. Er verstärkte die "negativen" Eigenheiten Picards und spielte mit sichtbarer Freude und ohne alberne Übertreibungen einen sturen alten Kauz, der trotz aller Grobheiten liebenswert blieb. So war auch in der Abschlußepisode, wie häufig in STAR TREK, die Situationskomik großgeschrieben. Besonders witzig war eine Szenen in der Vergangenheit, als Picard anfing, nach Q zu rufen und Worf verwundert Tasha fragte: "What is a Q?" Tashas Antwort: "It's a letter in the alphabet as far as I know!"

Bemerkenswert ist noch die verblüffend schnelle Ausstrahlung im deutschen TV, die nur zwei Monate nach der US-Premiere erfolgte. Die Abschlußfolge muß frisch aus dem Synchrostudio gekommen sein. Leider war die Synchro auch entsprechend lieblos und die Übersetzung schlampig bis fehlerhaft.

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Letztes Update:
21. September 1998

©1998 Thomas Höhl.