TNG: 137
"Chain of Command Part 2" (Geheime Mission auf Seltris 2)

Hauptseite
Staffel6
136: "Chain of..."
138: "Ship in..."
US-Erstsendung:
21.12.1992

SAT1-Erstsendung:
1.6.1994

Regie:
Les Landau

Drehbuch:
Frank Abatemarco

Musik:
Jay Chattaway

Gaststars:
David Warner
als Gul Madred

Ronny Cox
als Captain Jellico

John Durbin
als Gul Lemec

Inhalt:

Gul Lemec gibt gegenüber Jellico zu, daß die Cardassian Picard in ihrer Gewalt haben. Gul Madred will von Picard wissen, welche Verteidigungsmaßnahmen die Flotte anwenden würde bei einem Invasonsangriff auf Minos Korva. Obwohl Picard sogar unter einer Wahrheitsdroge beteuert, es nicht zu wissen, beginnt Gul Madred, Picard zu foltern. Dr. Crusher und Worf kehren auf die Enterprise zurück. Jellico ist überzeugt, daß Picard tot ist und weigert sich, eine Rettungstruppe nach Celtris Drei zu schicken. Gul Madred beginnt mit einer grausamen Gehirnwäsche. Durch ein Implantat kann er Picard massive Schmerzen zufügen. Er zeigt ihm vier Lichter, behauptet aber, es seien fünf. Er fragt Picard, wie viele Lichter er sehe und quält ihn bei jeder richtigen Antwort. Jellico erfährt von Gul Lemec, daß Picard noch lebt, will aber dennoch nichts unternehmen. Als Riker ihm deswegen Vorwürfe macht, enthebt er Riker seines Kommandos, Data wird Jellicos erster Offizier. Jellico vermutet, die Cardassian könnten an den strategischen Kenntnissen Picards interessiert sein. Geordi entdeckt am Schiff der Cardassian Spuren eines stellaren Nebels, welcher sich elf Lichtjahre entfernt von Minos Korva befindet. Jellico zieht daraus den Schluß, die Cardassian könnten sich im Nebel versteckt halten um Minos Korva anzugreifen. Er fliegt mit der Enterprise nach Minos Korva. Geordi überzeugt Jellico, daß Riker der beste Shuttle-Pilot sei für die geplante Mission im Nebel. Jellico unterbreitet Riker, daß er ihn für arrogant und unfähig hält, woraufhin Riker entgegnet, er halte Jellico ebenfalls für arrogant, engstirnig und für einen schlechten Captain. Trotzdem bittet Jellico Riker, das Shuttle zu fliegen. Riker legt unbemerkt im Nebel Antimaterie-Minen aus. Indem er droht, die Minen zu zünden, zwingt Jellico die Cardassian-Schiffe zur Kapitulation. Zugleich verlangt er die sofortige Übergabe von Picard. Gul Madred erzählt dem völlig erschöpften Picard, die Enterprise sei vernichtet. Er könne wählen zwischen lebenslangen Qualen und einem angenehmen Leben als Philosoph im Cardassian-Sektor. Er müsse nur sagen, daß er fünf Lichter sehe. Bevor Picard antwortet, kommt Gul Lemec, um ihn abzuholen. Später auf dem Schiff erzählt Picard Deanna Troi, daß er Gul Madred alles gesagt hätte um die Folter zu beenden und daß er am Ende tatsächlich habe fünf Lichter sehen können.

Kritik:

Der zweite Teil von "Chain of Command" enthielt sicher die bis dahin grausamsten und härtesten Szenen, die je in einer TNG-Episode zu sehen waren, nämlich die zahlreichen und sehr drastisch in Szene gesetzten Folterungen Picards, der zum Beispiel über eine ganze Nacht nackt an seinen Händen aufgehängt wird. Stewarts darstellerische Leistungen während der Folterszenen war überwältigend eindrucksvoll und glaubwürdig. So erlebte man einen schreienden, weinenden Picard, der nichts gemein hatte mit den klischeehaften Film-Helden, die tapfer jede Tortur ertragen.

Die Dialoge zwischen Gul Madred (David Warner, bekannt aus "Star Trek 6") und Picard waren intelligent und glaubwürdig. Die Autoren bewiesen großes Wissen um Gehirnwäsche und dem Bedürfnis des Folterers, sein Opfer erst zu "entmenschlichen". Das wurde in einer Szene deutlich, als Gul Madred seiner Tochter erklärt, Menschen seien "anders", Menschen würden ihre Kinder nicht so lieben wie es Cardassianer tun. Überraschend war auch, daß man bemüht war, Gul Madred nicht als eindimensional böse zu zeichnen, da der Zuschauer erfuhr, daß Gul Madred in seiner grausamen Kindheit selbst Opfer brutaler Gewalt war, in einer anderen Szene wurde gezeigt, daß er seine kleine Tochter über alles liebt. Trotzdem drängten sich gerade bei diesen Szenen große Ähnlichkeiten mit dem bekannten Roman 1984 von George Orwell auf. Unterstrichen wurden die nervenbelastenden Folterszenen durch einen stimmungsvollen Soundtrack vom immer überzeugenden Jay Chattaway.

Darüber hinaus erfuhr man noch einiges über die Geschichte der Cardassianer, welche einst friedvoll waren, aber von Hungersnöten und Epidemien geplagt wurden. Jellico erwies sich wiederum als interessanter Charakter, als er gegenüber Geordi langsam zugänglicher wird, auch wenn er nach wie vor bedingungslosen Gehorsam fordert und wohl deshalb mit Riker nicht zurechtkommt. Fest steht jedoch, daß sich Jellicos Handlungen als im Nachhinein sinnvoll und erfolgreich erwiesen und Riker sich übertrieben ablehnend verhielt. Trotzdem war "Chain of Command" wie keine Trek-Folge zuvor überraschend militärfeindlich. Das Militär, von dem sich die Cardassian erhofften, das Leiden würde enden, hat die Zahl der Toten nur erhöht, die militärische Vorgehensweise von Jellico erscheint herzlos und für die Crew unnötig strapazierend.

Insgesamt ist "Chain of Command" durchaus ein interessanter Zweiteiler, den jeder gesehen habe sollte, der Starfleet einmal von einer anderen, düsteren Seite kennenlernen möchte. Die Handlung ist aber eher lächerlich. So läßt sich kaum nachvollziehen, weshalb Picard, der noch nicht einmal Wissenschaftler ist, als einziger in ganz Starfleet Erfahrungen mit Theta-Band-Wellen haben soll. Daß man ihn als Starfleet-Captain, zumal er nun wirklich nicht mehr der Jüngste ist, dann auch noch auf ein solches Himmelfahrtskommando schickt, ist absolut unglaubwürdig. Das stärkste Stück ist natürlich, daß alles eine Falle der Cardassianer war, was zu der provokanten Frage führt, woher die Cardassians wußten, daß Starfleet derart unlogisch und unvernünftig reagieren würde. Ärgerlich ist außerdem, daß offenkundig bei diesem Zweiteiler das Budget krampfhaft niedrig gehalten wurde. Langsam sehnt man sich nach der zweiten Season zurück, in der auch dann neue Special-Effects zu sehen waren, wenn sie von der Handlung her nicht zwingend erforderlich gewesen wären.

Star Trek Shop
Top
136: "Chain of..."
138: "Ship in..."
Letztes Update:
26. Juli 1999

©1999 Thomas Höhl.