Star Trek - The Next Generation: 14
"Angel One" (Planet Angel One)

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Staffel1
13: "Datalore"
13: "11001001"
US-Erstsendung:
29.1.1988

ZDF-Erstsendung:
8.12.1990

Regie:
Michael Rhodes

Drehbuch:
Patrick Barry

Gaststars:
Karen Montgomery
als Beata

Sam Hennings
als Ramsey

Patricia McPherson
als Ariel

Leonard John Crowfoot
als Trent

Inhalt:

SzenenbildDie Enterprise untersucht das Verschwinden des Schiffes Odin: Drei Rettungskapseln könnten es bis zum nahegelegenen Planeten Angel One geschafft haben. Rikers Außenteam erfährt, dass es tatsächlich Überlebende gab, die matriarchalische Regierung des Planeten weiß aber nicht, wo sie sich aufhalten, da die Überlebenden zu Rebellen wurden und aus dem Versteck die soziale Ordnung des Planeten angreifen. Die Sensoren der Enterprise können die Rebellen allerdings ausfindig machen: Es stellt sich heraus, dass sie den Planeten gar nicht verlassen wollen, da der Planet nun ihre Heimat ist – und die ihrer Familien. Allerdings wollen sie die zweitrangige Position der Männer korrigieren.

Ohne Hilfe der Enterprise gelingt es nun auch der Regierung von Angel One, die Rebellen zu finden. Die Regentin verurteilt sie zum Tode. Riker möchte alle Rebellen retten, auch die einheimischen, und mit auf die Enterprise nehmen, oberste Direktive hin oder her; allerdings ist inzwischen auf der Enterprise eine Krankheit ausgebrochen, so dass es nicht mehr sicher ist, Leute an Bord zu nehmen. Riker kann die Vollstreckung des Todesurteils dennoch abwenden, indem er der Regentin zu verstehen gibt, dass exekutierte Rebellen zu Märtyrern würden, wodurch eine (ohnehin unaufhaltsame) Entwicklung nur noch beschleunigt würde. Die Regentin verzichtet daraufhin auf die Exekution, verbannt die Rebellen und ihre Familien aber in eine unwirtliche Gegend, um die soziale Entwicklung doch noch etwas zu verlangsamen.

Kommentar

"Lonely Among Us" spielte auf den Kalten Krieg an, "Angel One" auf das Apartheidregime in Südafrika: Beides ist inzwischen Geschichte. Unter anderem in Anbetracht dieser Themen fühlen sich diese alten Episoden der "Next Generation" an, als würden sie aus einer fremden Zeit stammen. Wenig erinnert hier an die moderne Serie, die ihre Episoden in den frühen 90er Jahren drehte. Es ist spannend, die Entwicklung der Serie zu verfolgen und vielleicht die neuen Themen zu finden, die später nicht nur die Serie, sondern auch den Zeitgeist beschäftigen werden: Beispielsweise Flüchtlingsprobleme und ethnische Konflikte auf dem geplünderten, vergewaltigten Planeten Bajor, die einen an das Osteuropa nach dem Kalten Krieg erinnert. Die Serie wird außerdem ihre Aufmerksamkeit von aussen nach innen richten, was vielleicht auch bezeichnend ist für den wechselnden Zeitgeist: Während in dieser ersten Season der Konflikt meistens etwas ist, was von aussen an die Figuren heran getragen wird, entspringt er in späteren Jahren, direkt oder indirekt, von innen. Personen haben mit ihren Mitmenschen oder sich selbst ins Reine zu kommen, so wie Picard in "Family" (dt.: Familienbegegnung) oder Worf in "Sins of the Father" (dt.: Die Sünden des Vaters) – um einigermassen frühe Episoden als Beispiele zu wählen. Es bedeutet etwas, dass das Finale der ersten Season von einer groß angelegten, gesichtslosen Verschwörung handelt, während die vielen Klingonengeschichten ab der dritten Season nicht von einem Konflikt zwischen zwei Völkern handeln, sondern von Konflikt zwischen einzelnen Personen. Der große Zweiteiler am Ende der vierten Season, "Redemption" (dt.: Der Kampf um das klingonische Reich), handelt von großen Flotten, die sich auf den Kampf vorbereiten – aber selbst hier wird die Geschichte getrieben von den persönlichen Motiven einer kleinen Gruppe von Leuten. Kurzum, die Serie wird ihre Aufmerksamkeit mehr ihren Figuren widmen und ergründen, was gute Geschichten ergründen sollten: Die menschliche Natur.

Aber, ach, noch nichts von all dem ist in "Angel One" zu bemerken: Die Episode erzählt eine erdrückend langsam voranschreitende Geschichte, die offenbar die Ansicht vertritt, Apartheid sei ja eigentlich gar nichts so furchtbar Schlimmes, weil sie mit der Zeit und mit dem sozialen Fortschritt so oder so verschwinde. Die Episode setzt ausserdem voraus, dass die Rollenverteilung auf dem Planeten ungerecht sei, ohne je ein gutes Argument dafür zu liefern oder gar zu zeigen, weshalb diese Gesellschaft – von der wir so gut wie nichts erfahren – der Reform bedarf. Es irritiert aber gar nicht an erster Stelle diese in jeder Hinsicht verkorkste Aussage, sondern viel mehr die schlechte Erzählung: Die Krankheit auf der Enterprise muss für einige schlechte Scherze hinhalten, trägt aber nichts bei und soll nur am Ende eine Komplikation ausmachen – es wirkt ganz ungemein konstruiert. Ebenso missglückt ist jene Szene, in der Riker mit der Regentin schläft: Was bloß soll sie zur Geschichte beitragen? War es eine Chance für Riker, eine kleine Rede darüber zu halten, dass bei den Menschen die beiden Geschlechter Freude und Mühsam gleichermassen teilen? Und was die Scherze über Datas Vokabular angeht, so verschweige ich lieber die Wörter in meinem Vokabular, die mir dazu einfallen.

Ursprünglich wäre die Geschichte interessanter gewesen und hätte sich der obersten Direktive angenommen: Die entschieden brutalere Regierung sperrt Riker gleich nach seiner Ankunft ins Gefängnis, wo er die Rebellen trifft; deren Führer stirbt bald darauf, was die übrigen Rebellen anspornt, endlich zuzuschlagen. Die Frage wäre dann natürlich, wie weit Rikers Gegenwart dazu beitrug. (aus Larry Nemecek: "The Star Trek: The Next Generation Companion")

Bemerkenswertes

Patricia McPherson, die hier das verräterische Regierungsmitglied spielt, ist den Geeks aller Länder wohl bekannt als Computerspezialistin in "Knight Rider".

Als Geordi hört, Angel One sei in der technischen Entwicklung ungefähr so weit wie die Erde des zwanzigsten Jahrhunderts, kommentiert er, das sei ja ganz so, als sei man in der eigenen Heimat schiffbrüchig. Was genau meint er bloss damit? Geordis Heimat ist die Erde des vierundzwanzigsten Jahrhunderts, wenn überhaupt: Denn später erfahren wir, dass er nicht auf der Erde aufgewachsen ist.

Nitpicks

Dr. Soong muss Data mit einem sehr wählerischen Wörterbuch programmiert haben, das "Aphrodisiakum" nicht kennt, wohl aber das Spiel "Bingo". Ob sich die Interessen der Menschheit in den nächsten Jahrhunderten so grundlegend verändern werden, dass Bingo am Ende wichtiger ist?

Mehr über Datas Sprache. Er kommentiert, die Odin sei kein "starship" gewesen, womit er vermutlich meint, sie habe nicht Starfleet angehört. Also: "not a Starfleet ship" – vielleicht ein Versprecher von Brent Spiner, der niemandem auffiel, bis es zu spät war?

Was hier noch als "Romulan battlecruiser" bezeichnet wird, nennt sich sehr bald "Romulan warbird". An und für sich hat uns das überhaupt nicht zu interessieren, aber es zeigt doch wieder, wie die Serie, das Universum und die Nomenklatur noch im Wachstum begriffen sind, denn später wird der Ausdruck "warbird" mehr oder weniger zum Synonym eines romulanischen Schiffes.

Zitate

Wer hätte das gedacht: "Klingons appreciate strong women."

Und noch etwas Klingonisches. Worf: "I think I may sneeze." Geordi: "A Klingon Sneeze?" Worf: "The only kind I know…"

Picard: "Make it so, Mr. LaForge." Dies führt später, sonst würde ich es nicht erwähnen, zu einer kleinen Szene, in der Geordi im Kommandostuhl sitzt und die magischen Worte selbst sagen darf. Das ist rückblickend ein sehr schöner Moment, da die Figur tatsächlich ihr eigenes Schiff kommandieren wird in der Zukunft, die in "Timeless" geschildert wird, einer Episode von "Star Trek: Voyager".

Einschaltquoten (von Martin Seebacher)

"Mit einem 11.4 Rating und einem 4. Platz in den Syndication Charts konnte sich die Folge ganz gut halten.

Das ZDF konnte 3,1 Millionen Zuschauer verbuchen. Kein schlechter Wert für eine US Serie im Jahr 1991, aber wesentlich weniger als deutsche Serien auf den öffentlich-rechtlichen Sendern um diese Uhrzeit normalerweise erreichen konnten.

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Letztes Update:
24. Februar 2002

©2002 Rafael Scholl.