DS9: 138
"One Little Ship" (dt.: Das winzige Raumschiff)

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Staffel 6
137: "Far Be..."
139: "Honor..."
US-Erstsendung:
2.2.1998

SAT1-Erstsendung:
8.8.1998

Regie:
Allan Kroecker

Drehbuch:
David Weddle
Bradley Thompson

Gaststars:
Aron Eisenberg
als Nog

Scott Thompson Baker
als Erster Kudak'Etan

Fritz Sperberg
als Zweiter Ixtana'Rax

Kevin Quigley
als Gelnon

Christian Zimmerman
als Dritter Lamat'Ukan

Inhalt:

Im Föderationsgebiet wird ein Subraum-Kompressionsphänomen entdeckt. Jedes Objekt, das sich dort hineinbegibt, schrumpft. O'Brien, Dax und Bashir fliegen mit dem Runabout Rubicon in die Anomalie und werden zu Däumlingen verkleinert.

Die Defiant sichert unterdessen das Runabout mit einem Traktorstrahl. Plötzlich wird das Schiff von den Jem'Hadar angegriffen. Der Traktorstrahl deaktiviert sich, wodurch das Runabout die Position verliert. Die Jem'Hadar entern die Defiant. Weil das Runabout die Anomalie nicht an der gleichen Stelle verlassen hat, an der es hineingeflogen ist, kehrt es nicht wieder zu seiner normalen Größe zurück.

Die Rubicon gelangt durch die hinteren Plasmaöffnungen ins Innere der Defiant. Dort stellt man fest, daß die Crew der Defiant von den Jem'Hadar überwältigt wurde. Dax erkennt, daß der Captain versucht, die Kontrolle des Schiffes wiederzuerlangen, während er scheinbar den Jem'Hadar hilft, den Warpantrieb zu reparieren. Worf sendet falsche Signale in den Computer, während Nog sich bemüht, den Verschlüsselungscode der Brücke zu knacken.

O'Brien läßt sich in einen Schaltkreis beamen, um die Verschlüsselungsprozessoren manuell umzuleiten. Nur so kann die Kontrollsperre des Hauptcomputers gelöst und Nog geholfen werden. Als das gelingt, können die Jem'Hadar mit Hilfe des verkleinerten Runabouts überwältigt werden! Fast alle Jem'Hadar werden getötet, die Überlebenden werden in ein Gefangenenlager gebracht.

Kritik:

"Liebling, ich habe das Runabout geschrumpft!" Die Verkleinerung von Gegenständen und Personen ist ein Klassiker der SF, ähnlich wie der künstliche Mensch, die Umkehrung des Alterungsprozesses oder die Zeitreise. In Star Trek hatte man sich jedoch bislang nur einmal dem gewagten Thema Verkleinerung gewidmet, in der "inoffiziellen" Zeichentrickepisode "The Terratin Incident (dt.: TV: Auch Kleine haben oft groß angefangen; Video: Die Rettungsmission).

"One Little Ship" zerstreute bald alle Befürchtungen, das Ergebnis könne eine Episode in der Tradition von "Spock's Brain" (dt.: Spocks Gehirn) werden. Mit Gespür für Ausgewogenheit hantierten die Autoren die Elemente Witz, Ernst und Action, ohne die Bereitwilligkeit des Zuschauers, auch einmal das extrem Unglaubwürdige zu akzeptieren, über Gebühr zu strapazieren. Das Ergebnis war eine sowohl optisch als auch inhaltlich ansprechende Episode.

Der Konflikt zwischen den Alpha- und Gamma-Jem'Hadar bot ein kurzweiliges Charakterstück, das dieser auf Effekte und Humor ausgelegten Episode etwas Tiefgang verlieh. Leider wurde dieses Thema nie wieder aufgegriffen. Ron Moore meinte hierzu, es habe sich einfach keine weitere Story ergeben, so daß der Unterschied zwischen den neuen und alten Jem'Hadar in künftigen Episoden nicht mehr angesprochen wurde.

Der gelungene Humor war sogar noch im Epilog der Episode zu genießen. Besonders komisch war Worf, als er mit seinen "Dichtkünsten" Jadzia auf den Arm nimmt. Sein Gedicht aus dem Stehgreif besagte: "This is the story of a little ship, that took a little trip!" (Dt.: Die Geschichte eines kleinen Schiffes, an das jeder dachte, weil es eine Reise machte.)

Autor und Produzent René Echevarria meinte, daß die Idee zu der Episode schon zu den Zeiten von TNG herumgeisterte. Es war der zweite Entwurf, den er für Star Trek geschrieben hatte, doch als er es damals Jeri Taylor vorlegte, sah sie ihn nur an, als hätte er den Verstand verloren. Jahre später machte er noch einmal den Produzenten von Deep Space Nine den Vorschlag, und auch sie sahen ihn nur an, als sei er wahnsinnig geworden. Ira Steven Behr meinte schließlich, daß sie eine solche Folge garantiert nie machen würden. Schließlich wandte sich René Echevarria an Brannon Braga und bot ihm an, die Idee für "Star Trek - Voyager" zu verwenden. Brannon fand die Idee gut und ging damit zu Rick Berman. Rick fragte Brannon, ob er denn den Verstand verloren hätte. Schließlich gelang es aber, Hans Beimler für die Idee zu begeistern, und plötzlich war es eine beschlossene Sache.

Das Autorenteam Bradley Thompson und David Weddle wurde beauftragt, das Drehbuch zu schreiben. Zusammen mit einem kleinen Runabout-Modell begaben sich die beiden in die Kulissen der Defiant und überlegten Schritt für Schritt, wo sich das verkleinerte Schiff in der jeweiligen Szene aufhalten sollte, wo es entlangfliegen muß und wo es sich verstecken kann. Das wurde später präzise im Drehbuch festgehalten. Regisseur Allan Kroeker ließ dann ein genaues Storyboard anfertigen.

Autor Bradley Thompson erkundigte sich bei Andre Bormanis, dem wissenschaftlichen Berater der Serie, wie man ein Runabout schrumpfen könne. Andre verkroch sich in sein Physik-Archiv und kam mit dem mathematischen Konzept der "Kompaktifikation" zurück. Die Idee war, daß in der Anomalie der Raum selbst verdichtet ist. Ein früherer Drehbuchentwurf der Folge enthielt dann einiges von Andres Ausführungen über String-Theorien und über die zehn Dimensionen des Raumes. Dann erkannte das Autorenteam, daß es letztlich doch nur auf die Vorstellungskraft der Zuschauers ankam. Die größte Ansammlung an Verdichtungsargumenten würde niemanden überzeugen, der nicht bereit ist, mitzuspielen. Daher wurden viele technische Erklärungen wieder aus dem Drehbuch entfernt. Rick Berman mochte den Ausdruck "Kompaktifikation" nicht, und so wurde daraus das "Kompressionsphänomen". Andre war aber erfreut, als die Autoren es dabei beließen, daß die Luftmoleküle zu groß zum Atmen sind. Immerhin war dann doch noch etwas Science in dieser Folge!

Eine andere Entscheidung mußte Effekteüberwacher Gary Hutzel treffen. Sollte es sich bei dem Runabout um eine Computergraphik handeln, oder wollte man die Effekte mit Modellaufnahmen bewerkstelligen? Obwohl letzteres aufwendiger war, entschied sich Gary für ein Modell.

Ein Runabout überzeugend in einem Raum umherfliegen zu lassen, ist bedeutend schwieriger als eine Weltraumaufnahme mit schwarzem Hintergrund und gleichbleibender Lichtquelle. Tony Meininger baute ein Runabout-Modell, das etwa fünfzehn Zentimeter groß war, obwohl das fertig verkleinerte Schiff in den Aufnahmen nur zehn Zentimeter Länge haben sollte. Dann nahm Gary ein kleineres Modell und lief damit all die Orte ab, wo später das Runabout fliegen sollte. Eine Motion-Controll-Kamera folgte diesen Bewegungen. Motion-Controll heißt, daß alle Bewegungen der Kamera in einem Datenrecorder gespeichert werden, so daß sie auf die exakt gleiche Weise wiederholt werden können. Das ist notwendig, wenn man bei bewegter Kamera verschiedene Teile des Films einzeln belichten will und diese Teile dann später zusammenpassen sollen. Dann wurden die jeweiligen Real-Szenen mit diesen einprogrammierten Kamerabewegungen gedreht. Die Kamera schien sich nun auf ein "unsichtbares" Runabout zu konzentrieren, das erst später in die Aufnahmen eingefügt werden sollte. Auch die Darsteller mußten auf ein Schiff reagieren, das gar nicht vorhanden war. Das Runabout-Modell wurde dann mit den identischen Kamerabewegungen vor einem Bluescreen aufgenommen. Zu beachten waren dabei die unterschiedlichen Lichtquellen. Wenn zum Beispiel das Runabout in der fertigen Szene an einer Konsole entlang fliegt, kann es sein, daß es dort von irgendeiner Lichtquelle zunächst von unten und kurz darauf von oben angestrahlt wird. Das mußte in der fertigen Szene zu sehen sein, damit das Schiff nicht "einkopiert" wirkt. Also wurde die gleiche Modellaufnahme mit unterschiedlichen Lichtquellen wiederholt. Beim Einkopieren in die fertige Szene wurde dann jeweils die Runabout-Aufnahme verwendet, welche an der jeweiligen Stelle mit der Lichtquelle des Hintergrunds übereinstimmte, wobei die Aufnahmen während einer Einstellung auch mehrfach durch Überblendungen wechseln konnten.

Um die Illusion noch perfekter zu machen, wurden per Hand die Schatten eingefügt, welche das Runabout auf die Umgebung werfen würde. Gerade bei unebenen Flächen mußte sehr sorgfältig vorgegangen werden. Doch mit Schatten allein war es nicht getan, das Runabout mußte sich auf den glatten Flächen der Computerkonsolen auch spiegeln, zum Beispiel in der Szene, als das Schiff einen Schalter berührt, um eine Turbolifttür zu öffnen. Also mußten auch gespiegelte Aufnahmen des Schiffes in den Hintergrund eingefügt werden.

Der Plasmatunnel war ein zehn Meter langes und 30 Zentimeter breites Modell, bei dem das Dach entfernt werden konnte. Dann wurde mit einer Speziallinse die Kamera langsam durch den Tunnel bewegt, wobei die nicht benötigten Dachteile immer wieder abgenommen wurden. Das Plasmafeuer war eine Mischung aus einer aufgenommenen Gasflamme und gemalten Lichteffekten.

Die unerhörte Liebe zum Detail und das große Engagement von Gary Hutzel zahlten sich aus. Die gewagte Prämisse wurde dank der überzeugenden Effekte entschärft, während diese Episode optisch zu den Höhepunkten der Serie zu zählen ist.

"One Little Ship" hatte auf SAT1 eine sehr gute Einschaltquote. Mit keiner anderen Sendung erreichte SAT1 bei den 14-49jährigen an diesem Tag einen ähnlich hohen Marktanteil. Da stellt sich freilich wieder einmal die Frage, warum SAT1 eine so offensichtlich beliebte Sendung in der Erstausstrahlung ausgerechnet auf einen Sendeplatz legt, auf dem die bayerischen Kabelkunden nur das Regionalprogramm sehen können.

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Letztes Update:
9. Oktober 1999

©1999 Thomas Höhl.