Voy: 67
"Worst Case Scenario" (dt.: Rebellion Alpha)

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Staffel3
66: "Displaced"
68: "Scorpion"
US-Erstsendung:
14.5.1997

SAT1-Erstsendung:
23.10.1998

Regie:
Alexander Singer

Drehbuch:
Kenneth Biller

Musik:
Dennis McCarthy

Kamera:
Marvin V. Rush

Gaststars:

Martha Hackett
als Seska

Inhalt:

CoverB'Elanna Torres stößt beim Löschen alter Dateien auf ein Holodeck-Programm, das ein Geschehen auf der Voyager darstellt, bei dem die Maquis-Mitglieder und sogar einige Mitglieder der Sternenflotte meutern. B'Elanna spielt mit und hilft bei der Meuterei. Auch Seska hat in der Simulation eine wichtige Rolle. Tom unterbricht Torres mitten im Programm. Er überredet sie, die Holonovel auch spielen zu dürfen.

Die Holonovel macht die Runde. Auch Neelix und andere Mitglieder spielen das Programm heimlich. Doch als in der Geschichte Janeway durch einen Trick auf die Voyager beamt, endet die Story abrupt. Tom Paris erfährt vom Computer, daß es keine weiteren Erzähl-Parameter mehr gibt.

Als die Angelegenheit Janeway zu Ohren kommt, erwähnt sie die Holonovel bei einer Offiziersbesprechung und erfährt, daß Tuvok das Programm erstellt hat. Es sei jedoch keine Holonovel, sondern ein Trainings-Szenario, das er kurz nach der Aufnahme der Maquiscrew geschrieben hatte. Als die beiden Crews aber harmonierten, löschte er das Programm. Janeway ist der Ansicht, daß die Simulation ein harmloser Spaß ist und erteilt Paris die Erlaubnis, die Geschichte zu Ende zu programmieren.

Als Tom die Geschichte völlig unglaubwürdig werden läßt, schreitet Tuvok ein. Beide beginnen zu streiten und einigen sich schließlich, die Fortsetzung gemeinsam zu entwerfen. Als Tuvok dem Programm neue Elemente hinzufügen will, aktiviert sich plötzlich die Simulation. Eine holographische Darstellung von Seska erscheint. Sie hatte Tuvoks Programm entdeckt und, bevor sie das Schiff verließ, einen Virus eingeschleust, der sich aktivieren sollte, sobald Tuvok das Programm ergänzen wollte. Die Transporter sind deaktiviert, und das Holodeck umgibt ein Energiefeld, das explodiert, sobald jemand versucht, in das Programm einzudringen. Mit der deaktivierten Sicherheitssperre wird die Simulation für Tuvok und Tom Paris lebensgefährlich. Die holographische Janeway stirbt, als sie einen fehlerhaften Phaser abfeuern will, und der Holodoc injiziert Tom Salpetersäure. Als Tuvok und Paris von einem Feuer bedroht werden, findet Tuvok plötzlich einen Plasmalöscher. Auch wenn das Programm nicht beendet werden kann, so ist es der Crew doch gelungen, Ergänzungen hinzuzufügen. Als Janeway den holographischen Chakotay umprogrammiert, paßt sich Seskas Holonovel an und die holographische Seska tötet kurzerhand Chakotay. Janeway gibt nicht auf und fügt dem Programm das Storyelement hinzu, daß die Rukani die Voyager befeuern. Seska droht mit der Selbstzerstörung, die das Energiegitter zur Explosion bringen würde, wenn Tom die Rukani nicht zum Rückzug überredet. Als Seska Chakotay erschießen will, hat Janeway in ihren Phaser eine Fehlfunktion programmiert. Seska stirbt, das Energiegitter löst sich auf.

Infos:

Oberflächlich betrachtet ist "Worst Case Scenario" "nur" eine spannende und witzige Holodeckfolge mit einem "What if"-Plot. Doch die Episode ist weitaus mehr, da das "schlimme Szenario" erstaunlich hintergründig und augenzwinkernd die häufig geäußerte Fankritik aufgreift, die Föderations- und Maquismitglieder hätten sich viel zu schnell vertragen. Genau dieser Umstand wird hier zu einem originellen und wichtigen Handlungselement umgesetzt: Eben weil die Zusammenarbeit schneller klappte als von Tuvok erwartet, hatte er die Simulation nie zu Ende geschrieben. Vielleicht war er ja von diesem Umstand genauso überrascht worden wie die Zuschauer.

Bei einem 30 Jahre alten Universum braucht man neue Ideen und neue Impulse. Zugleich muß eine Star Trek-Serie auf eine inzwischen unüberschaubar große "Tradition" Rücksicht nehmen. Die Figuren dürfen sich nicht einfach den Erfordernissen einer Geschichte anpassen, sie müssen über den immer gleichen, nachvollziehbaren und moralisch einwandfreien Charakter verfügen. Zugleich sollen die Stories aber abwechslungsreich sein und den Zuschauer mit Überraschungen und Unerwartetem bei Laune halten. Soll sich also nun der Autor dem vom Vulkanier T'hane entwickelten "Diktat der Poetik" unterwerfen, oder darf man eine Figur auch einmal ein wenig umkrempeln, weil man den Standpunkt von Tom Paris vertritt, nach dem es gar nicht abenteuerlich genug zugehen kann. Gerade Kenneth Billers Drehbücher waren in der Vergangenheit das Ziel der Kritik gewesen, weil dieser mit seinen Episoden (wie zum Beispiel "Tuvix") die Figuren hin und wieder uncharakteristisch agieren ließ. Autor Kenneth Biller hat dieses Dilemma geschickt in einem sehr witzigen Dialog zwischen Tuvok und Tom Paris verarbeitet und mit dieser Episode auch noch einen Plot gefunden, der es ihm im Rahmen einer "What if"-Simualtion erlaubt, mit wahrer Freude so ziemlich alle Figuren völlig verändert auftreten zu lassen.

Darüber hinaus zeigt diese Folge auch auf humorvolle Weise das "Leid" der Star Trek-Autoren, ständig von klugen Ratschlägen begleitet zu werden, wie auf der einen Seite Star Trek zu sein habe, und wie man es auf der anderen Seite erneuern müsse. Ein ähnlicher Streit entsteht zwischen den Crewmitgliedern. Tom Paris will mehr Humor, Tuvok mehr Logik und Planung, B'Elanna mehr Romantik und Neelix mehr Helden.

Leider verliert die Episode dieses ironische Element in der zweiten Hälfte, als sich die Geschichte in eine mehr oder weniger gewöhnliche "Holodeckgefahr wird Ernst"-Story wandelt. Witzig war jedoch in diesem Zusammenhang das Eingreifen von Janeway, die mit einer Reihe von eigentlich unerlaubten Plotkniffen (plötzliches Auffinden eines Feuerlöschers, der Angriff der Rukani usw.) die Situation auf dem Holodeck löst.

"Worst Case Scenario" greift ein klassisches Star Trek-Element auf, um es näher zu verdeutlichen. Das ist geradezu typisch für "Star Trek - Voyager". Diesmal sind es die Holonovels. Es wird gezeigt, wie es anhand von sich berechnenden Erzählparametern möglich ist, daß sich ein Spielablauf auf die unzähligen Handlungsmöglichkeiten eines Spielers einstellt. B'Elanna und Tom Paris erleben die Handlung, in Teilen identisch, in anderen Abschnitten leicht verändert.

Die dynamisch gefilmte Meuterei zeigt wieder einmal das Gespür der Macher von "Star Trek - Voyager", stimmungsvolle Action zu inszenieren.

Martha Hackett hatte in dieser Episode ihren wohl endgültig letzten Auftritt als Seska. Sie trug dabei, wie zu Beginn der Serie, die Maske einer Bajoranerin. Michael Jonas war nicht zu sehen, man konnte ihn nur kurz hören, als er eine Meldung an Chakotay machte.

Die stichelnde Haßliebe zwischen Tom und B'Elanna erfuhr auch in "Worst Case Scenario" eine kleine Fortsetzung. Damit machten die Autoren der Serie dem Zuschauer klar, daß sie bei dieser Geschichte am Ball bleiben würden.

Nach "Displaced" (dt.: Translokalisation) hatte Kes erneut nur eine winzige Rolle. Offenbar wußten die Autoren wirklich nicht so recht, was sie mit der Figur anfangen sollten, was zu der bedauerlichen Entscheidung führte, den Vertrag mit der Schauspielerin in der vierten Staffel nicht zu verlängern.

Nach "Coda" (dt.: Der Wille) und "Before and After" (dt.: Temporale Sprünge) ist dies nun schon die dritte Episode, in der Janeway stirbt. Außerdem kehrten die Autoren nach "Projections" (dt.: Das Holo-Syndrom) und "Before and After" zum dritten Mal in die Zeit zu Beginn der ersten Staffel zurück. Bei dieser Gelegenheit sind Janeway und Kes erneut mit ihren damaligen Frisuren zu sehen.

Auf SAT1 wurde diese Episode erst nach dem Zweiteiler "Scorpion" gezeigt.

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Letztes Update:
29. Juni 1999

©1998 Thomas Höhl.