Voy: 44
"Flashback" (Tuvoks Flashback)

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Staffel3
43: "Basics Part 2"
45: "The Chute"

szenenbild
US-Erstsendung:
11.9.1996

SAT1-Erstsendung:
8.5.1998

Regie:
David Livingston

Drehbuch:
Brannon Braga

Musik:
David Bell

Kamera:
Marvin Rush A.S.C.

Gaststars:

George Takei
als Hikaru Sulu

Grace Lee Whitney
als Janice Rand

Jeremy Roberts
als Dimitri Valtane

Boris Krutonog
als Steuermann Lojur

Michael Ansara
als Kang

Inhalt:

Die Voyager trifft auf einen Nebel, der eine hohe Konzentration von Serillium enthält. Als Tuvok auf den Nebel blickt, beginnt er sich schlecht zu fühlen und begibt sich zur Krankenstation. Er hat kurz aufblitzende Erinnerungen an ein Mädchen, das eine Klippe hinunterstürzt. Der Holodoc findet heraus, daß Tuvok offenbar an einer unterdrückten Erinnerung leidet. Mit Hilfe von Janeway will Tuvok das Ereignis, das sich hinter der Erinnerung verbirgt, in seinem Gedächtnis mit Hilfe einer Gedankenverschmelzung aufspüren. Plötzlich befindet er sich zusammen mit Janeway auf der USS Excelsior. Tuvok erklärt Janeway, daß dies seine erste Mission war, sieht aber noch keinen Zusammenhang mit der Erinnerung an das Mädchen, das von der Klippe stürzt. Inzwischen wird die Excelsior von der Druckwelle des explodierenden Mondes Praxis erschüttert.

Sulu befielt einen Kurs in den Azure-Nebel, um Kirk und McCoy zu retten. Dieser Nebel ähnelt äußerlich dem Nebel, den die Voyager im Deltaquadranten untersucht hatte. Später wird Tuvoks Kollege Dimitri Valtane von einer explodierenden Konsole getötet. Als Tuvok zu ihm eilte, wurde dabei ein Virus übertragen, der die künstliche, traumatische Erinnerung von dem in den Tod stürzenden Mädchen erzeugte.

Kritik:

"Flashback" ist die Voyager-Jubiläumsepisode zum dreißigjährigen Bestehen von Star Trek. Bei einem Vergleich mit der DS9-Jubiläumsfolge "Trials and Tribble-ation" (dt.: Immer die Last mit den Tribbles) kann "Flashback" natürlich nur verlieren. "Trials with Tribble-ation" ist so reichhaltig an Gags und so erstaunlich in der Machart, daß dagegen "Flashback" vollkommen verblaßt. "Flashback" hat im Grunde nur eine komische Szene, und zwar ist das Janeways Beschwerde, Tuvok habe ihr nie Tee gebracht. Ansonsten versucht die Voyager-Folge, sich völlig ohne distanzierenden Humor und auf ernsthafte Weise der Classic-Serie zu nähern. Das ist freilich ein ungleich schwierigeres Unterfangen als den Zuschauer mit Gags und Spaß auf seine Seite zu ziehen. Auch ist die Idee von einem Alien-Parasiten, der sich im Bewußtsein des Gehirns einnistet und hinter einem künstlich erzeugten Erinnerungstrauma versteckt, sicher ungewöhnlicher und SF-mäßiger als die Idee von einer Bombe, die in einem Tribble versteckt ist.

Das Problem ist jedoch, daß "Flashback" viel zu viel Zeit darauf verwendet, ein umständliches Handlungswirrwarr zu konstruieren, das erklären soll, warum Janeway und Tuvok die Excelsior besuchen. Auch enttäuscht die Auflösung der Handlung, die im Grunde nichts mit den Ereignissen in "Star Trek VI" zu tun hat.

Da die Episode nach Fertigstellung fünf Minuten zu kurz war, wurden zwei weitere Szenen nachgedreht: Neelix serviert Tuvok ein Frühstück und Tuvok erklärt Kes das Keethera. Dummerweise zögern diese reichlich überflüssigen Abschnitte das Auftauchen der Excelsior noch weiter hinaus.

Noch problematischer: Der ganze Sulu/Rand-Plot ist für die eigentliche Story der Episode unwichtig. Es gab nur ein paar Dialoge, in denen Tuvok bei Sulu und Rand aneckt. Eine besonders große Enttäuschung also für den Classic-Fan, der sich vielleicht ein spannendes Abenteuer erhoffte, in das Sulu und Rand wirklich einbezogen sind.

Bedauerlich sind auch einige Widersprüche, die sich zum Kinofilm "Star Trek VI" ergeben. In "Flashback" stirbt Valtine, als die Excelsior sich aufmacht, um Kirk und McCoy zu befreien. Im Finale von "Star Trek VI" bedankt sich Kirk persönlich bei Sulu, und im Hintergrund ist deutlich Dimitri Valtine zu erkennen. Einzige Erklärung wäre, daß Sulu den guten Valtine geklont hat. Vielleicht hat es das ja getan, da er ja, wie wir erfahren, die ihm verbotene Befreiungsaktion ohnehin nie in seinen Logbüchern vermerkte und die Frage offen blieb, wie er dann Valtines Tod erklärt hat.

Die Schlacht mit den Klingonen kann auch nicht zwei Tage nach der Zerstörung von Praxis stattgefunden haben. Die von Spock ins Leben gerufene Versammlung ereignete sich drei Monate nach der Explosion des Mondes und zugleich Wochen vor der Klingonenschlacht.

Rand fragt Tuvok scherzhaft, ob er etwa schon in seinem ersten Monat Lieutenant werden wolle. Zwei Tage später wirft Sulu Tuvok vor, er sei etwas arg direkt für jemanden, der die Akademie gerade mal vor zwei Monaten verlassen hat. Wenn Tuvok noch vor zwei Monaten auf der Akademie war, wie ist er dann überhaupt auf die Excelsior gekommen? Zu Beginn von "Star Trek VI" macht Sulu einen Logbucheintrag und meint, die Excelsior käme von einer Dreijahresmission zurück. Wurde er extra zu einem Schiff transportiert, das sich ohnehin auf dem Heimflug befindet?

Nicht zu beanstanden ist der technische Aspekt der Episode. In einem aufwendigen Verfahren wurden die Kulissen der Excelsior-Brücke detailgetreu nachgebaut. Nur ein kleiner Teil der Originalbrücke war noch erhalten, der Rest war bereits für andere Kulissen umgearbeitet worden, so zum Beispiel für Kasidy Yates' Schiff in DS9. Auch für die B-Enterprise in "Star Trek - Generations" (dt.: Star Trek - Treffen der Generationen) hatte man einige der Excelsior-Kulissen verwendet.

Die Dialogszenen wurden alle neu gedreht, lediglich die Einstellung mit der herabfallenden Teetasse konnte dem Kinofilm entnommen werden.

Ursprünglich sollte auch Nichelle Nichols einen kurzen Auftritt als Lt. Uhura haben. Da ihr die Rolle jedoch zu mickerig war, lehnte sie ab. Nichols ist somit die einzige Classic-Darstellerin, die nie in einer der neuen Star Trek-Serien oder einem TNG-Film mitspielte. Kirk, Chekov und Scotty waren (unter anderem) in "Star Trek - Generations" zu sehen, Spock im "Unification"-Zweiteiler (dt.: Wiedervereinigung?) in TNG, Pille im TNG-Pilotfilm und Sulu und Janice Rand hier in "Flashback".

George Takei, der sich neben seiner Schauspieler-Karriere auch politisch engagiert, kam leider außerhalb von Star Trek nicht über weitgehend unbekannte Billigfilme und Gastauftritte in TV-Serien hinaus. Auch im Zusammenhang mit Star Trek fühlte sich Takei stets unterbeschäftigt. Als man seinen Charakter im sechsten Kinofilm zum Captain beförderte und Sulu ein eigenes Schiff bekam, wurde Takeis Rolle zwar nicht größer, von da an begann er jedoch von einer eigenen Star Trek-Serie mit ihm selbst als Captain Sulu in der Hauptrolle zu träumen.

Von "Flashback" erzählte ihm erstmals ein Fan am Telefon. Doch nicht einmal Takeis Agent war informiert. Umso größer Takeis Überraschung, als sich später herausstellte, daß der Fan recht hatte. Takei begann nun wieder vermehrt von seiner eigenen Serie zu träumen, obwohl von Seiten der Produzenten wohl nie die Absicht bestand, eine Sulu-Serie zu verwirklichen.

Laut Takeis Aussagen in "Starlog Voyager Nr. 9" sollte er sein altes Kostüm aus "Star Trek VI" wieder anziehen, doch auf mysteriöse Weise waren Oberteil und Hose "geschrumpft".

Neben George Takei ist Grace Lee Whitney in der Rolle der Janice Rand zu sehen, die sie vor vielen Jahren in der Classic-Serie erstmals verkörpert hatte.

Interessanterweise war zur damaligen Zeit Grace Lee Whitney neben DeForest Kelley und James Doohan die Darstellerin mit der meisten Schauspielerfahrung. Das hatte zur Folge, daß sie, obwohl ihre Rolle wirklich winzig war, eine sehr hohe Gage bekam. Sie erhielt pro Episode mehr Geld als Nichelle Nichols oder George Takei!

Whitney tauchte in der Classic-Serie erstmals in "The Man Trap" (dt.: Das Letzte seiner Art) auf, mußte aber nach "The Conscience of the King" (dt.: Kodos, der Herrscher) die Serie bereits wieder verlassen. Bis dahin hatte Whitney in nur sechs Folgen mitgespielt. (Geht man nach der Produktionsreihenfolge, so war ihre erste Episode "The Corbomite Maneuver" (dt.: Pokerspiele).)

Whitney war in ihrer Kindheit von ihren Adoptiveltern mißbraucht worden. Bereits mit jungen Jahren war sie alkoholsüchtig. Als sie für ihre Rolle abnehmen wollte, nahm sie Schlankheitstabletten, die Amphetamine enthielten und die sie ebenfalls abhängig machten. Noch heute ist nicht klar, was letztlich der Grund für ihren Rauswurf war. William Shatner meint in seinem Buch "Star Trek Memories" (dt.: Star Trek Erinnerungen), kurz vor ihrer Kündigung sei Janice Rand so unkonzentriert gewesen, daß immer mehr Szenen von ihr gestrichen werden mußten. Das erscheint aber fragwürdig, denn gemäß der Produktionsreihenfolge hatte Janice Rand in ihrer vorletzten Folge die bis dahin mit Abstand größte Rolle, und zwar in "Miri" (dt.: Miri, ein Kleinling). Die Episode danach, "The Conscience of the King" (dt.: Kodos, der Henker), sollte aber bereits den letzten Auftritt von Janice Rand beinhalten. In dieser Folge stand sie dann tatsächlich nur noch in einer kurzen Szene wortlos im Hintergrund. Nachdem Shatners Buch erschienen war, erhielt Whitney einen Anruf von Bob Justman, der beteuerte, man habe sich lediglich einen ungebundenen Kirk bewahren wollen und sie allein aus diesem Grunde entlassen. Inzwischen schrieb Bob Justman zusammen mit Herbert Solow das Star Trek-Sachbuch "Inside Star Trek - The Real Story". Seltsamerweise steht da aber nun ebenfalls geschrieben, Whitney sei aufgrund ihrer Alkohol- und Tablettensucht gefeuert worden.

Das Kirk-Romanzen-Argument, das nach wie vor die offizielle Begründung ist, erscheint in der Tat wenig glaubhaft. Janice Rand hatte sich bei ihrem (gemäß der Produktionsreihenfolge) ersten Auftritt in "The Corbomite Maneuver" gegenüber Kirk noch ausgesprochen kühl verhalten. Es wäre doch für die Autoren kein Problem gewesen, einfach wieder zu diesem distanzierten Verhältnis zurückzukehren.

Die ebenfalls vorgebrachte Erklärung, Roddenberry habe einfach nur das Budget niedrig halten wollen und es habe sich angeboten, die laufenden Kosten für eine permanente Nebenfigur einzusparen, leuchtet noch am ehesten ein. Das ist so auch in dem sehr glaubwürdigen Sachbuch "The Authorized Biography of Gene Roddenberry" (dt.: Gene Roddenberry - Die autorisierte Biographie) nachzulesen, dort ist sogar wörtlich der Brief eines Studioberaters abgedruckt. In diesem Schreiben wird ganz klar empfohlen, den Vertrag mit Grace Lee Whitney auslaufen zu lassen, denn sie sei angesichts ihrer winzigen Rolle viel zu teuer.

Seltsam ist nur, daß Whitney, obwohl sie persönlich von Roddenberry gecasted worden war und Roddenberry stets von ihr geschwärmt hatte, auf unpersönliche Weise über ihren Agenten von der Kündigung erfuhr. Roddenberry sprach nie persönlich mit ihr über diese Entscheidung. Es halten sich daher ebenso die Gerüchte, es sei aus unbekannten Gründen zum Zerwürfnis zwischen Whitney und Roddenberry gekommen, weswegen Whitney nicht einmal in einer Gastrolle zu Star Trek hatte zurückkehren dürfen, obwohl ihre Figur in Episoden wie "Mirror, Mirror" (dt.: Ein Parallel-Universum) sicher gut zum Einsatz hätte kommen können. Die Gründe für Whitneys Rauswurf sind daher noch immer unklar. Hierzu meint Bob Justman in "Inside Star Trek", es habe, als Whitney in den Kinofilmen die Rolle der Janice Rand wieder aufnahm, nicht das geringste Anzeichen für eine Disharmonie zwischen ihr und Roddenberry gegeben.

Die Kündigung war für die sensible Whitney ein hartet Schlag. Er ging mit ihr weiter bergab. Ihre Ehe wurde geschieden und sie landete im Pennermilieu von Hollywood. Später wurde sie haschisch- und marijuanasüchtig. Als sie 1979 für den ersten Star Trek-Film wieder vor der Kamera stand, war sie aufgrund ihrer Magersucht völlig ausgezehrt und weit mehr als nur zehn Jahre gealtert. Sie begann wieder zu trinken, ließ sich von ihrem zweiten Mann scheiden und lebte mangels Selbstwertgefühl das Leben einer Nymphomanin. Jahre später fand sie über die Religion und einem 12-Stufenprogramm einen Weg, ihr Leben unter Kontrolle zu bekommen. Von nun an huldigte sie der Keuschheit und Abstinenz. Heute geht sie zweimal im Monat auf eine Star Trek-Convention, wo sie immer gern gesehen ist, weil sie stundenlang geduldig Autogramme verteilt, in ihrer warmherzigen Art auch mal persönliche Worte mit den Fans wechselt, sehr offen über ihre Vergangenheit spricht und natürlich fleißig ihr 12-Stufen-Programm an diejenigen Trekker verteilt, die selbst Probleme haben.

"Flashback" erfüllt leider nicht den Anspruch, den man an eine Jubiläumsfolge stellen kann und läßt seinen Zuschauer unbefriedigt und enttäuscht zurück. Interessant war mal wieder der US-Werbetrailer, der meinte: "They (Janeway und Tuvok) have to go back in time, and who they meet... will shock you!" (Dt.: Sie müssen in die Vergangenheit zurückgehen, und wen sie dort treffen, wird Euch schockieren!) Ach! Wessen Anblick ist denn da gemeint? Sulu oder Rand? Okay, Sulu ist ein wenig älter und Janice Rand ein wenig dicker geworden, aber GESCHOCKT ist doch vielleicht ein etwas hartes Wort, oder?

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Letztes Update:
19. Februar 1998

©1998 Thomas Höhl.