Star Trek - The Next Generation: 72
"Ménage à Troi" (Die Damen Troi)

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Staffel3
71: "Sarek"
73: "Transfig..."
US-Erstsendung:
26.5.1990

ZDF-Erstsendung:
9.8.1993

Regie:
Robert Legato

Drehbuch:
Fred Bronson &
Susan Sackett

Gaststars:
Majel Barrett
als Lwaxana Troi

Frank Corsentino
als DaiMon Tog

Ethan Phillips
als Dr. Farek

Peter Slutsker
als Nibor

Rudolph Willrich
als Reittan Grax

Carel Struycken
als Mr. Homn

Inhalt:

SzenenbildIm Anschluss an eine Handelskoferenz auf Betazed erlauben sich Riker und Troi einen Landurlaub. Tog, einer der Ferengi, die an der Konferenz teilgenommen hatten, vernarrt sich in Lwaxana Troi und will sie für sich erwerben. Lwaxana ist desinteressiert, was Tog dazu veranlasst, sie zusammen mit Riker und Deanna zu entführen.

Derweil unternimmt die Enterprise eine kurze Forschungsreise in eine Gebiet, in dem sie nicht mit der Außenwelt kommunizieren kann. Deshalb erfährt sie erst zu spät von der Entführung und kann das Schiff der Ferengi nicht mehr ausfindig machen. Eine Suche beginnt, an der auch Wesley teilnimmt, obwohl er so bald wie möglich auf dem Raumschiff Bradbury abreisen sollte, um die mündliche Prüfung zur Aufnahme in die Akademie der Starfleet zu absolvieren.

Während Lwaxana alle Anstrengungen unternimmt, um Togs blinde Vernarrheit gegen ihn zu verwenden, brechen Riker und Troi aus ihrer Zelle aus. Riker kann der Enterprise ein verstecktes Signal schicken, das Wesley prompt erkennt – wobei er aber die Abreise der Bradbury verpasst. Die Enterprise verfolgt nun Togs Schiff, auf dem Lwaxana inzwischen einen Handel durchsetzen konnte: Sie wird freiwillig bei Tog bleiben, wenn dieser Riker und Troi freilässt. Beide können deshalb zur Enterprise zurückkehren, als sie endlich eintrifft. Lwaxana bleibt auf dem Schiff der Ferengi. Picard spielt nun den eifersüchtigen Liebhaber Lwaxanas. Er erklärt mit der Hilfe von Shakespeare seine unsterbliche Liebe und droht, Togs Schiff zu zerstören, falls er Lwaxana nicht zurück bekommt. Tog gibt schließlich nach und gibt Lwaxana frei.

Wesley muss ein weiteres Jahr warten, bevor er die Starfleet Academy besuchen kann; er erhält aber von Picard eine Feldpromotion zum regulären Ensign als Dank für seine Verdienste.

Besprechung:

"Ménage à Troi" ist nichts anderes als die arme kleine Komödie, die nicht lustig war. Oder besser: nicht lustig genug. Der Witz der Episode ist gut, aber spärlich – immerhin nicht unpassend. Erst ganz am Schluss wird man dann doch großzügig entschädigt, als Picard seine große Liebe für Lwaxana Troi erklären muss. Nach ein paar ersten unsicheren Sätzen findet er Halt, indem er berühmte Zitate verwendet, zuerst von Shakespeare, dann, als er vorgibt, Lwaxana lieber tot als bei einem anderen Mann zu wissen, Alfred Tennyson: "It's better to have loved and lost than never to have loved at all." Es ist selbstverständlich Patrick Stewart, der diese Szenen trägt und im Grunde eine ganze Episode rettet (soweit sie zu retten war). Die Auflösung war aber auch auf dem Papier gut konstruiert, denn sie ergibt sich auf natürliche Weise aus der bekannten Vorgeschichte: aus Picards Belesenheit und seinem Faible für Shakespeare. Wie so oft ist der geniale Einfall rückblickend völlig offensichtlich.

Zu Anfang der Episode scheint es so, als wolle sie sich Deanna und ihrer Beziehung zu ihrer Mutter annehmen. Das würde genau den Stärken der dritten Season entsprechen. Es wird jedoch leider bald fallen gelassen zugunsten der Komik. Andererseits ist es vermutlich die richtige Entscheidung, Lwaxana, die von Anfang für die Komik in der Serie war, nicht mit einer ernsten Auseinandersetzung zu belasten. (Wir erinnern uns an "Heaven" (dt.: Die Frau seiner Träume) und "Manhunt" (dt.: Andere Sterne, andere Sitten).) Leider bedeutet dies aber auch, dass Deanna zwar in der dritten Season besser und öfter als zuvor eingesetzt wurde, dass ihr jedoch nie eine einzige ernsthafte Episode gewidmet war. "The Price" (dt.: Der Barzanhandel) nahm sich der Figur an, versagte aber und gehört sicherlich zu den fünf schlechtesten Episoden der Season.

Grenzenlose Verwirrung stiftet eine Szene mit Troi und Riker, in der sie sich küssen. Keine der vorangehenden Episoden deutete an, dass sie ihre Beziehung auffrischen wollten, und im Anschluss an "Ménage" wird es auch wieder fallengelassen bis zum dritten Kinofilm, "Star Trek: Insurrection". Ist es einfach ein unwichtiger Kontinuitätsfehler, eine abgebrochene Absicht, die beiden wieder als Paar zu vereinen? Oder haben wir es hier wieder einmal mit einem Beispiel für die großzügige sexuelle Moral von Gene Roddenberrys Universum zu tun, in dem sich zwei Personen durchaus während eines Urlaubs vergnügen können ("ähem-räusper"), ohne gleich ernste Absichten zu haben?

Eine gewisse Ironie schleicht sich hier übrigens deshalb ein, weil Lwaxana in diesem Park auftaucht, um Troi und Riker anzustacheln, wieder ein Paar zu werden – man könnte jedoch mit gutem Grund denken, dass sie bereits auf dem besten Weg dazu waren, bis dass Lwaxana sich einmischte.

Die Ferengi werden in dieser Episode gut dargestellt. Offenbar war man inzwischen davon abgekommen, die Ferengi als ernstgemeinten Feind zu verwenden, wie es in der zweiten Season in "Peak Performance" (dt.: Galavorstellung) noch ein letztes Mal versucht wurde. Hier werden sie mehr als nervende kleine Kobolde eingesetzt – eine Rolle, die ihnen entspricht.

Obwohl die Episode letztlich überhaupt keinen ernsten Beitrag leistet und oft nicht einmal genügend komisch ist (vom Ende einmal abgesehen), hat sie durchaus einen gewissen Witz. Sie ist in einem weniger kritischen Teil meines Gehirns tief verwurzelt; es ist unübersehbar, dass die ganze Produktion inzwischen von einer verspielten Leichtigkeit durchströmt wird. Beispielsweise sehen wir hier eine Umkehrung von "Captain's Holiday" (dt.: Picard macht Urlaub): Diesmal ist es Picard, der Riker in den Urlaub schickt, was natürlich wiederum nicht problemlos verläuft. Vielleicht ist es eine kleine Rache? Dies ist auch die Episode, die uns Oo-mox vorstellte, und in der Picard sich von Lwaxana entschuldigen lässt, um eine Tour der neuen Öffnungsmechanismen der Turbolifte zu geben. (Eine Anspielung, vielleicht, auf Blooper Reels, in denen sich Türen gar nicht öffnen oder zu früh wieder schließen?) Auch das oben erwähnte Picknick im Park ist von Anfang an sehr witzig. Als Riker und Troi zu Lwaxana und ihrem stummen Diener laufen, erhält der Diener von Riker einen überdeutlich gestikulierten, aber natürlich nicht gesprochenen Gruß.

Die Episode setzt eine kleine Tradition der dritten Season fort, auf die ich schon in "Evolution" (dt.: Die Macht der Naniten) einging: Sie zeigt uns neue und einfallsreiche Bilder, so in diesem Fall Troi und ihre Mutter, die aus ihren Kleider heraus transportiert werden. Der Transporter scheint die Phantasie am meisten zu beflügeln, immerhin versuchte in "The Hunted" (dt.: Der Gejagte) jemand aus einem Transporterstrahl auszubrechen, und in "Captain's Holiday" wird er verwendet, um ein Artefakt zu zerstören. Derweil wurde auch tricktechnisch Neues versucht, beispielsweise das Beamen bei bewegter Kamera in "The Survivors" (dt.: Die Überlebenden auf Rana-Vier).

Und um noch einmal auf das Thema der Kleider zurück zu kommen: Ist der Stil der Zivilkleider von Riker und Deanna nicht phantastisch? Überhaupt ist es sehr erfrischend, dass in dieser Season immer wieder (oft sehr elegante) Zivilkleider anstatt der Uniformen zu sehen waren.

Einer der schönsten Momente ist ein kleiner philosophischer Einschub von der Art, wie wir sie in der ersten Season öfter sahen. Picard bezeichnet die Energieproduktion eines astronomischen Phänomens als "unvorstellbar", woraufhin Data eine genaue Zahl nennt. Und Picard erwidert, das tue dem Erstaunen keinen Abbruch. Eine kleine Spitze vielleicht gegen jene armen Leute, die meinen, eine Sache verliere an Schönheit, wenn man sie genau untersucht und zu verstehen versucht.

Bemerkenswertes:

Die Co-Autorin Susan Sackett war Gene Roddenberrys Assistentin; "Ménage" war ihre erste verkaufte Arbeit.

Der Titel "Ménage à Troi" ist eine Anspielung auf den französischen Begriff "ménage à trois", der wörtlich nur "Haushalt zu dritt" meint. Vor allem ist aber ein Arrangement gemeint, in dem drei Personen (statt der gebräuchlichen zwei) zusammen leben und eine sexuelle Beziehung teilen.

Ethan Phillips spielt hier den Ferengi Dr. Farek; vier Jahre später übernahm er die Rolle von Neelix in "Star Trek: Voyager".

Die USS Bradbury ist selbstverständlich nach dem Autor Ray Bradbury benannt, der unter anderem "Fahrenheit 451" und "The Martian Chronicles" verfasst hat.

Lwaxana Troi hatte mehrere Ehemänner, wobei hier aber nicht klar wird, welcher Deannas Vater war. Dass der eine Betazoide meint, er habe Lwaxanas ersten Ehemann gut und Deanna schon als kleines Kind gekannt, könnte darauf hindeuten, dass dieser erste Ehemann Deannas Vater war. Im Übrigen war Lwaxanas Suche nach einem weiteren Ehemann (vgl. "Manhunt") erfolglos.

Wesley wird hier zum vollen Ensign befördert. In "Where No One Has Gone Before" (dt.: "Der Reisende") hatte er den Rang des amtierenden Ensign erhalten. Damit wird er endlich diese hässliche graue Uniform los. In "Final Mission" (dt.: Die letzte Mission) der vierten Season wird er die Enterprise schließlich verlassen.

Diese Episode führt Oo-mox ein, eine sexuelle Praktik der Ferengi. Wie auch das Jamaharohn aus "Captain's Holiday" (dt.: Picard macht Urlaub) hat dieser Begriff ein Eigenleben angenommen und sich unter den Zuschauern als sehr populär erwiesen, und beide entstammen dem gleichen Themenkreis – langsam sagt uns das vermutlich mehr über das Publikum als über die Serie!

Offenbar haben die Schiffe der Ferengi einen typischen oder zumindest starken Geruch.

Zitate:

"They are as bad as humans – look at that leer on his face!"
(Lwaxana über Farek)

Lwaxana: "I have a new love, Jean-Luc. And you can't keep killing all my lovers, now that simply has to stop."
Tog: "Killing??"
Lwaxana: "He's insanely jealous."

Picard schöpft aus dem Vollen, als er am Schluss der Episode Shakespeare und Tennyson zitiert. Die ersten drei Zitate sind Ausschnitte aus Shakespeares 154 Sonetten, genauer die ersten Zeilen aus dem 147., dem 141. und dem 18. Sonett. Ich maße mir natürlich nicht an, eine Übersetzung zu liefern, wohl aber eine Erklärung. Es gibt natürlich "echte" deutsche Übersetzungen, aber es ist, wie man so schön sagt, "einfach nicht das gleiche".

"My love is as a fever, longing still
For that which longer nurseth the disease, …"

(Seine Liebe sei wie ein Fieber, das sich nach dem sehne, was das Fieber nähre...)

"In faith, I do not love thee with mine eyes,
For they in thee a thousand errors note;
But 'tis my heart that loves what they despise,
Who in despite of view is pleased to dote; …"

(Im Vertrauen gesprochen, liebe er sie nicht mit seinen Augen, denn die sähen tausend Fehler in ihr; aber sein Herz sei abgöttisch verliebt trotz dem, was seine Augen verabscheuten.)

"Shall I compare thee to a summer's day?
Thou art more lovely and more temperate:
Rough winds do shake the darling buds of May,
And summer's lease hath all too short a date:
Sometime too hot the eye of heaven shines,
And often is his gold complexion dimm'd; …"

(Solle er sie mit einem Sommertag vergleichen? Sie sei im Vergleich schöner und ausgeglichener: Winde würden die Knospen im Mai rütteln, und der Sommer sei viel zu kurz. Die Sonne ("das Auge des Himmels") scheine manchmal zu heiss, und oft sei sie verdeckt.)

Anschließend folgt ein Zitat aus "Othello, The Moor of Venice", fünfter Akt, zweite Szene:

"When I have pluck'd the rose,
I cannot give it vital growth again"

(Wenn er die Rose gepflückt habe, könne er ihr kein Leben mehr schenken.)

Nun ist man natürlich versucht zu denken, das letzte Zitat stamme auch von Shakespeare, es ist aber von Alfred Lord Tennyson:

"'Tis better to have loved and lost
Than never to have loved at all"

Eigentlich ist dies allerdings noch nicht das letzte Zitat, denn Picard wird von Lwaxana mit "you wonderfully jealous fool, you" begrüsst ("du wunderbarer eifersüchtiger Narr, du"), was ein Begriff aus Shakespeares "The Merry Wives of Windsor" ist.

Einschaltquoten (von Martin Seebacher):

Ein eher schwaches 9.1 Rating und einen 3. Platz konnte die Folge in den USA vorweisen. Es war somit das schwächste Rating der ganzen dritten Season.

Im ZDF waren bei der Erstausstrahlung 1,37 Mio. Zuschauer dabei, bei der ersten Sat.1 Ausstrahlung (14.2.1994) waren es 1,7 Millionen bei 10,8% Marktanteil.

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Letztes Update:
6. Oktober 2002

©2002 Rafael Scholl.