Star Trek - The Next Generation: 64
"The Offspring" (Datas Nackomme)

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Staffel3
63: "Yesterday..."
65: "Sins of..."
US-Erstsendung:
10.3.1990

ZDF-Erstsendung:
6.11.1992

Regie:
Jonathan Frakes

Drehbuch:
René Echevarria

Gaststars:
Hallie Todd
als Lal

Nicolas Coster
als Admiral Haftel

Judyanne Elder
als Lt. Ballard

Leonard John Crowfoot
als Lal als Roboter

Whoopi Goldberg
als Guinan

Inhalt:

SzenenbildData erschafft einen Androiden namens Lal. Stolz präsentiert er seinen Nachwuchs, dessen neurale Bahnen er seinen eigenen nachempfunden hat. Picard ist skeptisch, wie die Sternenflotte auf dieses nicht genehmigte Experiment reagieren wird.

Lal darf sich ein Äußeres aussuchen. Es wählt das einer menschlichen Frau. Bald macht Lal Fortschritte beim Erfassen der Umwelt. Dummerweise ist sie noch nicht weit genug entwickelt, um an einem normalen Schulunterricht teilzunehmen, und im Kindergarten fürchten sich die Kinder vor ihr. Data bringt sie nach Zehn Vorne, wo sie genug Gelegenheiten hat, menschliches Verhalten zu studieren.

Als Sternenflottenadmiral Haftel von Lal erfährt, möchte er Lal auf eine Raumstation bringen, wo er mit anderen Wissenschaftlern ihre Fortschritte genauer untersuchen kann. Als Data sich weigert, Lal fortzuschicken, stattet Haftel der Enterprise einen Besuch ab, um sich selbst von Lals Fortschritten zu überzeugen. Trotz aller Argumente entschließt er sich, Data zu befehlen, den Androiden herauszugeben. Picard jedoch ist bereit, sogar eine Befehlsverweigerung zu begehen, bevor er Lal von ihrem Vater trennt.

Als Lal davon erfährt, dass sie die Enterprise verlassen soll, empfindet sie Angst, woraufhin ihre Systeme zusammenbrechen. Data und Haftel versuchen erfolglos, Lal zu retten, doch Lals neurale Bahnen versagen schneller als Data sie stabilisieren kann. Als Lal stirbt dankt sie Data für ihr Leben. Er überträgt ihre Erinnerungen und Erfahrungen in seine Positronik.

Kommentar:

"The Offspring" ist eine Episode über die fundamentale Beziehung zwischen Eltern und Kind. Dieses Band geht so weit, dass sie selbst bei einer künstlichen Intelligenz gewisse Grundrechte auslöst. Die Trennung von Data und Lal erscheint wie ein Verbrechen, egal welche logischen Gründe dafür sprechen.

Zugleich zeigt "The Offspring" die Phasen des Elternseins. Die Erfolge von Lal sind Datas Erfolge, ihre Rückschläge sind seine Rückschläge. Data zeigt seiner Tochter die Welt, wie er sie kennt, und erlebt sie dadurch neu. Wir erfahren dadurch nicht nur sehr viel über das Innenleben von Data, wir sehen ihn auch als Kind und erleben, was jemand, der das Schulwissen bereits besitzt, alles mühsam erlernen muss.

Vieles muss in der Kindheit erlernt werden. Lesen, Schreiben, Rechnen... Dadurch vergisst man schnell, welche enorm komplexen Lernprozesse ansonsten stattfinden. Ein Kleinkind eignet sich in kurzer Zeit Erfahrungen und Erkenntnisse in einer Fülle an, die den besten Harvard-Studenten überfordern würde. Computerexperten wissen: Selbst der beste Computer der Welt ist ein armseliges Häufchen intellektueller Abfall im Vergleich zu dem Gehirn eines normalen Vierjährigen. Sicher, Computer können Schachweltmeister schlagen und enorm komplexe Berechnungen ausführen, aber wenn es um Abstraktionsvermögen, um Sozialverhalten, um das Interpretieren von Situationen geht, ist ihm der Vierjährige in der komplexen Denkweise haushoch überlegen. Diese interessante Umkehr einer intellektuellen Reife veranschaulicht "The Offspring". Lal beherrscht das Schulwissen, aber wie ein Kleinkind muss sie die Unterschiede zwischen einem Bild und einer Blume begreifen. Sie eignet sich menschliches Verhalten an und lernt es, zu imitieren.

Datas oberstes Ziel ist es, Lal zu einem Teil der Gesellschaft zu machen. Als Lal erfährt, dass sie anders ist, meint sie: "Ich möchte nicht anders sein." Dies steht ganz im Zeichen der Serie: Der Mensch ist Teil einer Gesellschaft. Nur dort findet er Geborgenheit. Auch wenn es nicht falsch ist, anders zu sein, so leidet das Individuum darunter, lieber möchte es seine Individualität aufgeben als ein Außenseiter zu sein. Daher hilft Data seiner Tochter, menschliche Verhaltensweisen zu imitieren. Sein Wunsch, Mensch zu sein, könnte auch damit zu tun haben, dass er dann nicht länger anders ist als seine Kollegen.

Gegen Ende versandet die Episode ein wenig in einer etwas ziellosen Debatte über den Verbleib von Datas Tochter. Natürlich gibt es gar keine Rechtfertigung dafür, über Datas Tochter zu verfügen, zumal Data bereits eigene Rechte eingeräumt wurden. Auf eine Wiederholung der Gerichtsverhandlung in "The Measure of a Man" wurde zum Glück verzichtet. Doch anstatt wirklich gute Argumente auszutauschen, verhielt sich Admiral Haftel nur stur und voreingenommen. Dies gipfelte dann in einer Befehlsverweigerung von Picard, die natürlich ohne jede Konsequenz blieb. Es stellt sich also die Frage, ob das letzte Drittel der Episode nicht hätte komplett umgearbeitet werden müssen. So lief es auf eine halbherzige und witzlose Wiederholung von "A Measure of a Man" hinaus, anstatt die eigentliche Thematik zu vertiefen, wie eine künstliche Intelligenz die Welt wahrnimmt.

Die Episode endet dann erwartungsgemäß mit dem Tod von Lal, der zum Glück ohne allzu viel Kitsch umgesetzt wurde. Es bleibt der Eindruck einer guten Episode, die an dem letzten Drittel scheitert.

Bemerkenswertes:

Etwas verwunderlich ist Picards Verhalten zu Beginn der Episode. Wo genau liegen seine Bedenken? Data hat ein neues Leben erschaffen. Wenn es das ist, was Picard so bestürzt, befindet er sich offenbar am falschen Platz, ist es doch seine Aufgabe, neues Leben zu suchen und zu erforschen, trotz aller Risiken.

Diese Episode ist das Regiedebüt von Jonathan Frakes. Zum Teil erledigte er seine Aufgabe gut, zum Teil war er alles andere als herausragend. So hätte man Lals Entwicklung besser darstellen sollen. Doch die ohnehin nicht ganz so überzeugende Darstellerin verhielt sich kurz nach ihrer Geburt nicht viel anders als später. Bis zum Ende blieben ihre Bewegungen und ihre Stimme seltsam mechanisch, manchmal erinnerte sie sogar an eine billige Kopie von Elsa Lanchester als das weibliche Monster in "Frankensteins Braut". Es wäre besser gewesen, eine nachvollziehbare Fortentwicklung darzustellen, und genau hier hätte Frakes als Regisseur einwirken müssen. (Es wurde auch nicht darauf geachtet, dass Lal nicht blinzelt, bevor es ihr von Data beigebracht wird. Im Gegenteil, in einigen Szenen blinzelt Lal sogar sehr auffällig in Großaufnahme!) Unpassend ist auch, dass der geschlechtlose Lal-Androide sich ganz anders bewegt als die weibliche Darstellerin. Auch hier ein Versäumnis des Regisseurs, die Aktionen der beiden Darsteller aufeinander abzustimmen. Immerhin: Es ist das große Regiedebüt von Frakes, der Moment, auf den er Jahre hingearbeitet hat. Müsste er da nicht mit mehr Enthusiasmus an die Sache herangehen und anstreben, alles so perfekt wie möglich zu machen?

Hintergrund:

Jonathan Frakes benutzte jede freie Minute, um Regisseuren und Cuttern bei ihrer Arbeit zuzusehen. Er besuchte Seminare, bis man ihm schließlich den Regiewunsch erfüllte. (Nemecek: Next Generation Companion)

Frakes Regieassistent war Chip Chalmers, der später selbst Regie führte. (Gross & Altman: Captain's Logbuch)

Dies ist das erste Drehbuch von René Echevarria, der ab der fünften Staffel zu den Stammautoren der Serie zählte.

Der geschlechtslose Lal wurde von Leonard John Crowfoot gespielt, der ein aufwändiges Ganzkörper-Make-up ertragen musste und dafür nicht einmal in den Credits erwähnt wurde.

Nur selten wird in der Serie die Motion-Controll-Technik verwendet. Hier nutzte man sie in einer Szene, als Lal im Holodeck die einzelnen Erscheinungsformen durchprobiert.

Melinda Snodgrass, Autorin und Produzentin während der dritten Staffel, mochte das Drehbuch zu der Episode überhaupt nicht. Sie fand die Story witzlos, vorhersehbar und in weiten Abschnitten als Wiederholung von "Measure of a Man" (dt.: Wem gehört Data?), das aus ihrer Feder stammt.

Details:

Zum ersten Mal ist in der "Next Generation" ein Andorianer zu sehen.

Der Begriff Lal ist Hindi und bedeutet der/die Geliebte.

Lal kann in einer einzigen Sekunde mehr als sechzig Billionen Berechnungen durchführen.

Nitpicking:

Natürlich blinzelt Lal auch in den Szenen, bevor es ihr von Data beigebracht wird.

In einer Szene schaltet Data Lal ab. Die Frage ist, warum er sie in der Nacht abschaltet. Er selbst bleibt offenbar stets aktiviert. Oder hat er Lal abgeschaltet, um endlich von ihren Fragen Ruhe zu haben?

Troi meint, Lal müsse das gewählte Aussehen und Geschlecht für den Rest ihres Lebens behalten. Wieso das? Wenn es ohnehin nur ein Imitat ist, wer würde Lal hindern, es irgendwann zu ändern?

Lal hat einen sehr seltsamen Gang. Der "neutrale" Lal geht aber recht flüssig. Wieso hat Lal als Frau verlernt zu gehen? (Sind es irgendwelche hohen Absätze oder neue Gewichtsverteilungen?)

Zitate:

"I would like to have been consulted."
"I have not observed anyone else consult you about their procreation."
(Picard und Data)

"The children were not laughing with you, they laughed at you."
"Explain."
"One is meant kindly, the other is not."
(Data und Lal)

"She could learn a lot from children of her own age."
"She is two weeks old!"
(Wesley und Data)

"There are times where men of good conscience cannot blindly follow orders. To order a man to hand his child over to the state... No, not while I'm captain."
(Picard)

Einschaltquoten (von Martin Seebacher):

Einen 3. Platz bei einem Rating von 10.2 erreichte die Folge in den USA.

Das ZDF konnte bei der Folge 0,96 Millionen Zuschauer verbuchen, die Sat.1 Erstausstrahlung (2.2.1994) wurde sogar von 1,55 Mio. Zuschauern verfolgt, was der Folge einen Marktanteil von 17,4% bescherte.

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Letztes Update:
8. August 2002

©2002 Thomas Höhl.