Star Trek - The Next Generation: 45
"Manhunt" (Andere Sterne, andere Sitten)

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Staffel2
44: "Up the..."
46: "The Emissary"
US-Erstsendung:
17.6.1989

ZDF-Erstsendung:
15.5.1992

Regie:
Rob Bowman

Drehbuch:
Terry Devereaux

Gaststars:
Majel Barrett
als Lwaxana Troi

Robert Costanza
als Slade Bender

Carel Struycken
als Mr. Homn

Rod Arrants
als Rex

Colm Meaney
als O'Brien

Robert O'Reilly
als Scarface

Rhoda Aldrich
als Madeline

Mick Fleetwood
als antedianischer Würdenträger

Wren T. Brown
als Transporterpilot

Inhalt:

SzenenbildDie Enterprise transportiert zwei fischähnliche Delegierte zum Planeten Pacifica. Ebenfalls mit unterwegs ist Trois Mutter Lwaxana. Sie befindet in der "Phase", einer Zeit im mittleren Alter, während der sich die Libido der Frauen von Betazoid vervielfacht. Lwaxana erklärt Picard zum Objekt ihrer Begierde; dann Wesley, dann Worf, Geordi, Riker und schließlich ein Hologramm. Picard flüchtet sich deswegen in sein Dixon Hill Holodeckszenario. Bevor Lwaxana das Schiff wieder verlässt, entlarvt sie die angeblichen Delegierten als Attentäter.

Kommentar:

Picard besucht erneut sein Dixon Hill Szenario auf dem Holodeck, kann sich für keine Geschichte entscheiden und setzt sich einfach an die Bar: Ähnlich verhält es sich mit der Episode, die auf eine Geschichte verzichtet und bloß die Figuren in kleinen Szenen zusammenbringt und miteinander plaudern lässt. So ist denn das Attentat, das dank Lwaxana gar nie stattfindet, gewissermaßen bezeichnend für die ganze Episode. "Manhunt" ist auch ziemlich genau so langweilig wie die Explosion, die nie kommt. Das Problem ist dabei nicht der Verzicht auf eine Handlung, denn das wäre legitim, wenn es einen guten Grund dafür gäbe. Diesen guten Grund gibt es aber nicht, und man wundert sich, was die Episode bezwecken wollte? Sie erinnert an das missratene Finale der zweiten Season, "Shades of Grey" (dt.: "Kraft der Träume"), eine sogenannte Clip Show, in der Riker bewusstlos ist und wir seine Erinnerungen in Form von Ausschnitten aus alten Episoden zu sehen bekommen. Hier ist es ganz ähnlich, ohne die alten Szenen: Elemente aus früheren Episoden werden erneut aufgegriffen, vorgeführt, manchmal kommentiert und dann wieder im Keller abgelegt – beispielsweise Lwaxanas Koffer, der Gong, der Diener, das verkehrte Auftreten im Transporter und so weiter; und natürlich das Dixon Hill Programm. Man könnte sagen, dass die Produktion mit "Shades of Grey" Geld sparen konnte, während die Autoren mit "Manhunt" Ideen sparten.

Der Episode mag der Witz fehlen, aber einige Szenen sind witzig: So beispielsweise Datas Vortrag und der von Picard (über den zweiten Weltkrieg und dessen Auswirkungen), oder natürlich Worfs Bewunderung für die stillen Passagiere.

Eine Bemerkung ist von Interesse: Lwaxana erwähnt (wohlmeinend) Rikers Beine und fragt ihre Tochter, ob er denn noch immer ihrer sei? Troi antwortet, Menschen würden sich nicht mehr auf diese Art "besitzen". Dies deckt sich gut mit Gene Roddenberrys Spekulationen darüber, dass reifere Menschen (wie jene der Serie) besser aus sich selbst heraus leben könnten und sich deshalb Beziehungen, speziell die Ehe, von "gegenseitigem Besitztum" weg entwickeln würden. (Siehe unten.) Es könnte sich dabei natürlich um die Rechtfertigungen eines bekennenden Fremdgängers gehandelt haben. Nichtsdestotrotz passt die Ansicht sehr konsequent zu den Werten der Serie: Selbst Beziehungen hält sie für eine Gefahr für die Integrität des Individuums, das immer einen so hohen Stellenwert einnimmt. (Ein Gedanke in Anlehnung an Thomas Richards: "Star Trek in Myth and Legend". Siehe unten.)

Bemerkenswertes:

Der Autor Terry Devereux, wie auch Keith Mills von "The Royale", ist ein Pseudonym von Tracy Tormé. Er war mit den Veränderungen seines Drehbuchs nicht einverstanden, das besonders die Dixon Hill Szenen anders behandelte. (Aus Larry Nemecek: "The Star Trek: The Next Generation Companion".)

"Manhunt" setzt zwei Episoden der ersten Season fort.

Majel Barrett Roddenberry ist erstmals seit "Haven" (dt.: "Die Frau seiner Träume") als Lwaxana zu sehen; sie bringt wieder ihren Diener (Carel Struycken) mit, ebenso ihren schweren Koffer; sie dient nun als Botschafterin von Betazed. Erneut sehen wir den Gong, der auf Betazed während eines Mahls als Zeichen der Dankbarkeit geschlagen wird. Lwaxanas nächster Auftritt folgt in der dritten Season in "Ménage à Troi" (dt.: "Die Damen Troi").

Picard besucht erstmals seit "The Big Goodbye" (dt.: "Der große Abschied") sein Dixon Hill Holodeckprogramm. Er stört sich an der beschränkten Auswahl möglicher Szenarien im Dixon Hill Universum, was vielleicht erklärt, weshalb er erst in der vierten Season in "Clues" (dt.: Beweise) wieder darin zu sehen sein wird. Seine Begeisterung in "The Big Goodbye" könnte damit zu tun haben, dass er die "Dixon Hill"-Geschichten in seiner Jugend liebte. Seine Reaktion ist nachvollziehbar. Wer, der in seiner Jugend Karl May las, würde nicht eine realistisch simulierte Holodeckwelt zuerst ganz toll finden, bereits beim zweiten Besuch aber feststellen, wie albern und trivial das Szenario ist? Diese Erfahrung macht Picard, und sie passt sehr gut zu dem immer besser definierten Charakter der Figur, schlägt aber dennoch einen Bogen zu der Episode aus der ersten Staffel. Picard interessiert sich weiterhin für das Ambiente und die Zeit, nur kann er auf die Story verzichten.

Thomas Richards Buch "Star Trek in Myth and Legend" ist auch als "The Meaning of Star Trek" im Doubleday Verlag erschienen. Eine deutsche Übersetzung erschien bei Heyne als "Star Trek. Die Philosophie eines Universums".

Zitate:

"So when do two people marry?"
"I think they don't, in a perfect world. I don't think there's that kind of mutual possession. Marriage in the form that it is now cannot possibly continue into the future. That's why we have so little of it in Star Trek. ... You see, the studio executives and so on think that our people are single, so that there are romantic possibilities for them. So the audience can identify, with the current love interest, as they call it, each week. But that was not my intention. My idea was to portray a world in which people are developed enough as humans to be sufficient unto themselves, and in which they have a wonderful world of human and alien contact to explore. ... We also have many families on board – traditional families and some non-traditional families, which we haven't had an opportunity to bring out yet. But those are just choices, made out of many possibilities."
(Yvonne Fern: "Gene Roddenberry: The Last Conversation", University of California Press.)

Einschaltquoten (von Martin Seebacher):

Die Folge erzielte mit einem Rating von 8.9 aber einem guten dritten Platz in den Syndication Charts die schlechteste Quote der zweiten Staffel in den USA.

Auch in Deutschland wurde mit nur 420 000 Zuschauern bei dieser Folge die Talsohle – in diesem Fall sogar für alle Next Generation Erstausstrahlungen im ZDF – erreicht.

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Letztes Update:
9. Juni 2002

©2002 Rafael Scholl.