Star Trek - The Next Generation: 23
"Skin of Evil" (Die schwarze Seele)

Hauptseite
Staffel1
22: "Symbiosis"
24: "We'll Al..."
US-Erstsendung:
29.4.1988

ZDF-Erstsendung:
9.3.1991

Regie:
Joseph Scanian

Drehbuch:
Joseph Stefano
Hannah Louise Shearer

Story:
Joseph Stefano
Gaststars:
Mart McChesney
als Armus

Ron Gans
als Stimme von Armus

Walker Boone
als Lt. Commander Leland T. Lynch

Brad Zerbst
als Pfleger

Raymond Forchion
als Lt. Ben Prieto

Inhalt:

SzenenbildDie Enterprise soll sich mit einem Shuttle treffen, das Deanna Troi von einer Konferenz zurückbringt. Plötzlich meldet das Shuttle eine Fehlfunktion. Kurz darauf stürzt es auf dem Planeten Vagra II ab.

Man erreicht Vagra II, kann aber weder die Reste des Shuttles scannen, noch empfängt man Rettungssignale. Ein Außenteam beamt an die Stelle, wo sich der Absturz ereignet haben muss. Man sieht das Shuttle, das von einer merkwürdigen schwarzen Masse umgeben ist. Als man versucht, die Masse zu umgehen, bewegt sie sich und versperrt den Weg.

Plötzlich formt sich eine schwarze Gestalt aus der Masse und nennt sich Armus. Armus ist nicht bereit, die Crew durchzulassen. Als Tasha es dennoch versucht, schleudert Armus einen Energiestrahl auf sie. Tasha wird auf die Enterprise gebeamt, kann aber nicht mehr gerettet werden. Sie ist tot.

Armus teilt Deanna mit, er wolle den menschlichen Geist brechen. Unterdessen schickt Picard ein weiteres Außenteam auf den Planeten. Als Deanna mit ihm redet, nimmt die Energie des Wesens kurz ab. Picard lässt dies weiter beobachten.

Das Wesen erlaubt Dr. Crusher für einen Moment, mit Deanna zu sprechen. Kurz darauf wird das Wesen wütend und zieht Riker in die schwarze Masse. Auf der Enterprise erkennt man, dass das Energiefeld des Wesens stets abnimmt, wenn Deanna mit ihm redet.

Picard beamt auf den Planeten. Armus spuckt Riker schließlich aus und lässt Picard zu Troi. Von ihr erfährt er, dass die Kreatur mit Wut erfüllt ist. Es wurde auf dem Planeten zurückgelassen. Picard versetzt das Wesen so stark in Zorn, dass es gelingt, sein Energiefeld zu überwinden und Troi aus dem Shuttle zu beamen.

Auf dem Holodeck hat Tasha eine Abschiedsrede für den Fall ihres Todes aufgenommen. Diese sehen sich nun Picard, Riker, Data, Deanna Troi, Dr. Crusher, Wesley und Worf an.

Kommentar:

Liest man eine Rezension zu dieser Episode, dauert es nicht lange, und es wird das lächerliche Aussehen der Kreatur Armus kritisiert. Zu Recht, das Wesen war zwar aufwändig erschaffen und erdacht, sah aber letztlich eher lachhaft aus, und sollte es einmal eine digitale Neubearbeitung der Serie geben, so wäre sie bei "Skin of Evil" sicher angebracht. Unabhängig davon darf man aber nicht übersehen, dass "Skin of Evil" die beste Episode der ersten Staffel und eine der besten der gesamten Serie ist. Sie ist fesselnd, mitreißend und emotional, und sie enthält alle Elemente, die die Next Generation ausmachen. Nicht wenige davon wurden hier, in dieser Episode, erstmals aufgegriffen.

Die Atmosphäre auf der Enterprise ist nun erstmals eindrucksvoll geprägt von gegenseitiger Anteilnahme, von Familiärem und von Professionalität. Das beginnt bereits im Teaser, als Worf Tasha mitteilt, er habe bei dem bevorstehenden Wettkampf auf sie gesetzt, was Tasha sichtlich mit Stolz erfüllt. Denise Crosby gab witzigerweise später in einem Interview zu, sie hätte der Serie niemals den Rücken gekehrt, hätte es von Anfang an solche Szenen wie den Dialog mit Worf gegeben.

Kurz darauf empfängt die Crew den Notruf des Shuttles, eine sehr dramatisch und spannend umgesetzte Szene. Danach überschlagen sich die Ereignisse. Tasha wird tödlich verletzt und auf das Schiff gebeamt, wo Beverly sofort Wiederbelebungsmaßnahmen einleitet. Sie tut dies professionell und ruhig, aber doch mitfühlend und schließlich traurig. Picard steht nur schweigend dabei, und man kann von seinen Blicken ablesen, was er denkt. Eine perfekte Szene für die Next Generation und ein Highlight der Serie: Hier wird mit Ruhe und futuristischen Elementen (Beverly injiziert Neurep, also Neuronen-Replikatoren) Spannung und Dramatik vermittelt.

Danach übernimmt Picard genau die Position, für die er in der Serie berühmt werden sollte, die ihm aber in der ersten Staffel die Autoren zunächst nicht zugedacht hatten, weil sie zu sehr der Ansicht anhingen, ein Captain müsse vor allem laut und energisch sein: Er ist der ruhende Pol des Schiffes. Mit sanfter Autorität ermahnt er die anderen, dass die Zeit der Trauer erst gekommen ist, wenn die zwei Personen im Shuttle außer Gefahr sind. Daraufhin entschließt sich Worf, auf dem Schiff zu bleiben. Da es nicht darum geht, das Wesen zu einem Kampf aufzufordern, kann er von der taktischen Station der Enterprise aus mehr bewirken. Endlich durfte nun auch Worf über den knurrenden Klingonen hinauswachsen, und mit Würde und Überlegung die taktisch richtigen Entscheidungen treffen, ohne nur zornig die Zähne zu fletschen.

Deanna hat schließlich in dieser Episode ihren ersten großen Auftritt. Mit Hilfe ihres psychologischen Könnens dringt sie in die Psyche von Armus vor und kann dadurch auch seinen Schwachpunkt ausfindig machen. Es ist faszinierend, wie geschickt sie dabei vorgeht, und erstmals in der Serie kann auch ihre Figur überzeugen, die weitaus mehr kann, als zu fühlen, dass jemand etwas verbirgt.

Während das Außenteam ein weiteres Mal auf den Planeten beamt, gibt es einige Wortwechsel zwischen Armus und den Offizieren. Besonders eindrucksvoll ist Data, der seine Ansicht äußert, dass Armus zerstört werden sollte. Er sagt dies sachlich und unemotional, und man glaubt ihm, dass es Data nur darum geht, Schaden von anderen abzuwenden.

Schließlich beamt Picard auf den Planeten, und er beherrscht voll und ganz die Szene. Er lässt sich von Armus nicht austricksen, und erstmals in der Serie strahl Patrick Stewart in einer Szene genau die absolute Autorität aus, die ihn noch immer zum eindrucksvollsten Captain des Star-Trek-Universums macht. Schließlich wendet man der Kreatur den Rücken. Dass man sich an Armus rächt oder ihn vernichtet, wird überhaupt nicht debattiert.

Nach dem Rettungsversuch gibt es noch eine wundervolle Beerdigungsszene für Tasha, in der geschickt die Star-Trek-Technik verwendet wurde: Tasha hat eine holographische Aufzeichnung gemacht, die sich die anderen ansehen. Darin betont sie noch einmal, wie sehr die Crew ihre Familie wurde. Sie definiert jeden Charakter sehr genau, vor allem Picard, den sie als Vaterfigur, als Forscher und als Poet umschreibt. Der Schluss ist dann auch der todsichere Tränendrücker, wenn Data fragt, ob er etwas falsch gemacht habe, weil er nicht an Tasha, sondern an die Leere in seinem Leben denken könne, die Tashas Tod verursachte habe.

Insgesamt ist "Skin of Evil" eine großartige Episode: Emotional mitreißend, mit sehr guten Dialogen, mit einem geistigen Gefecht gegen ein überlegenes Wesen, und mit Figuren, die endlich auf die Plätze vorrücken, für die man sie später in Erinnerung behalten wird. Interessanterweise wird Worf hier zum "Acting Chief of Security" ernannt, zum Ende der siebten Staffel wird man kaum noch wissen, dass er je etwas anderes als der Chef der Sicherheit war.

Bemerkenswertes:

Die Story erinnert ein wenig an "Das Floß", eine Kurzgeschichte von Stephen King. Darin werden einige Jugendliche von einer schwarzen Ölmasse auf einem Floß festgehalten, und einer nach dem anderen wird grausam von der dunklen Masse gefressen.

Tasha ist die erste Hauptfigur in "Star Trek", die ohne Wiedererweckungsmöglichkeit gekillt wird. Sie bat um ihren Ausstieg. Roddenberry richtete an den Autoren die Weisung, Tasha einen sinnlosen Tod zukommen zu lassen, wie ihn in der Classic-Serie unzählige Offiziere der Sicherheit erleiden mussten.

Denise Crosby konnte dennoch noch mehrfach in der Serie mitspielen. Einmal als Tasha aus einer anderen Zeitlinie, und zweimal als ihre Tocher und Halbromulanerin Selar.

Nitpicking:

Das fremde Wesen nennt Data "Tinman". So heißt eine Figur aus dem Film "Der Zauberer von Oz." (In der deutschen Fassung heißt er Zinnmann, auch wenn das Wort in allen anderen Filmen und Serien, die auf "Der Zauberer von Oz" anspielen, mit Blechmann übersetzt wird.) Da stellt sich doch die Frage: Woher kennt Armus diesen Film?

Es ist logisch, dass Beverly versucht, Tasha wiederzubeleben, schließlich hatte sie genau das schon einmal erfolgreich in "Code of Honor" (dt.: Der Ehrenkodex) gemacht. Es stellt sich dabei halt nur die Frage, warum das bei den getöteten Gelbhemden nicht viel öfter passiert.

Leland T. Lynch setzt das Materie/Antimaterie Verhältnis auf 25:1, obwohl es laut Wesley in "Coming of Age" (dt.: Prüfungen) nur 1:1 geben darf.

Zitat:

"You have the heart of an explorer and the soul of a poet." (Tasha über Picard)

"My thoughts are not for Tasha, but for myself. I keep thinking, how empty it will be without her presence. Did I miss the point?" (Data zu Picard)

Einschaltquoten:

9,7 % aller US TV-Haushalte (und daher identisch viele Rating Punkte) waren dabei, als Tasha Yar ihren Abschied nahm. Das reichte für einen guten 3. Platz in den Syndication Charts.

In Deutschland nahmen 3,39 Mio. Zuschauer Abschied von Tasha.

Star Trek Shop
Top
22: "Symbiosis"
24: "We'll Al..."
Letztes Update:
24. März 2002

©2002 Thomas Höhl.