DS9: 121
"Blaze of Glory" (Glanz des Ruhms)

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Staffel5
120: "Children of..."
122: "Empok Nor"
US-Erstsendung:
10.5.1997

SAT1-Erstsendung:
20.3.1998

Regie:
Kim Friedman

Drehbuch:
Robert Hewitt Wolfe
Ira Steven Behr

Musik:
Dennis McCarthy

Gaststars:
Kenneth Marshall
als Eddington

J.G.Hertzler
als Martok

Aron Eisenberg
als Rom

Gretchen German
als Rebecca

Inhalt:

SzenenbildMartok kommt mit der Nachricht zu Sisko, daß die Klingonen die Maquis im Kampf gegen die Cardassianer unterstützt und ihnen Tarnvorrichtungen gegeben haben. Nun besteht der Verdacht, daß der Maquis elf getarnte Explosionsraketen Richtung Cardassia abgefeuert hat. Sisko befürchtet, daß der Gegenschlag des Dominions verheerend sein würde.

Da man keine Möglichkeit hat, die Raketen aufzuspüren, nimmt Sisko mit Michael Eddington Kontakt auf, um ihn zu überreden, bei der Suche zu helfen. Als Eddington sich nicht freiwillig bereiterklärt, nimmt Sisko ihn kurzerhand gewaltsam in die Badlands mit. Dort werden sie von Jem'Hadar-Schiffen aufgespürt, doch gemeinsam könnten sie die Gegner außer Gefecht setzen.

Sie erreichen den Planet Artus 4, auf dem sich die Raketenbasis befinden soll. In der Siedlung werden die beiden von Jem'Hadar-Soldaten angegriffen. Sie können sie außer Gefecht setzen. Kurz darauf finden sie viele tote Siedler. In einem Schutzraum sind noch viele Maquis, darunter auch Eddingtons Frau Rebecca. Eddington gesteht gegenüber Sisko, daß es nie irgendwelche Raketen gab. Eddington hat Sisko nur benutzt, um nach Artus 4 zu kommen. Auf der Flucht wird Eddington von den Jem'Hadar getötet.

Nog verdient sich inzwischen den Respekt bei den Klingonen.

Kritik:

"Blaze of Glory" ist eine spannende Episode mit zumindest zu Beginn großartig geschriebenen Dialogszenen zwischen Sisko und Eddington. Die Folge kommt aber leider nicht an "For the Uniform" (dt.: Für die Uniform) heran, denn im Verlauf nimmt die Qualität mehr und mehr ab.

Recht überflüssig waren auch einige Plotelemente, zum Beispiel ein Kampf gegen ein paar Jem'Hadar-Schiffe, der durch ein witzloses Deus-Ex-Machina-Technobabble beendet wurde. Die Szenen auf der Kolonie waren nicht mehr besonders aufregend, da das meiste doch vorhersehbar war. Besonders enttäuschend war Eddingtons einfallsloser Tod, der ja zugleich bedeutet, daß es leider keine Szenen mehr geben wird, in denen Avery Brocks und Kenneth Marshall sich gegenseitig zur Hochform bringen.

In dieser Episode wurde noch einmal Cal Hudson angesprochen, Siskos Freund, der in dem Zweiteiler "The Maquis" (dt.: Der Maquis) zum Maquis übergelaufen war und der seitdem nicht mehr erwähnt wurde. Das verband diese anscheinend letzte Folge über die Maquis mit der allerersten Maquis-Episode der zweiten Staffel.

Recht gut angesprochen wurde bei der Gelegenheit Siskos sture Weigerung, die Dinge auch mal aus der Sicht des Maquis zu sehen. In dem "Maquis"-Zweiteiler war das noch nicht der Fall. So meint Eddington: "He (Cal Hudson) thought you were wrong about the Maquis. But he forgave you, which is ironic considering you never forgave him. You can't forgive any of us. And not because we betrayed Starfleet or the Federation, but because we betrayed you." (Dt.: Er dachte, daß Ihre Ansichten über den Maquis falsch waren. Aber er hat Ihnen vergeben - was ironisch ist, wenn man bedenkt, daß Sie ihm nie vergeben haben. Sie können keinem von uns vergeben. Und das nicht, weil wir die Sternenflotte oder die Föderation verraten haben, sondern weil wir Sie verraten haben.) Nur schade, daß Eddington mit keinem Wort Kasidy Yates erwähnte.

Die Gefängniszelle von Eddington wirkte nun wirklich nicht besonders fortschrittlich. Offenbar verbringt Eddington seine ganze Zeit in einer Einzelhaftzelle, die auf der einen Seite nur ein unsichtbares Schutzfeld hat. Privatsphäre scheint Eddington nicht vergönnt zu sein. Und dort muß dann Eddington an die Decke starrend auf irgendwelche Seminare und Kurse warten. Besonders fortschrittlich erscheint mir das nicht. (Von dem offenbar fehlenden Klo, über das ich mich bei jeder Zelle in "Star Trek" immer wieder erneut wundern muß, ganz zu schweigen.)

Die Replikator-Feindlichkeit von DS9 erklomm hier neue Höhepunkte, da Eddington sich sehr negativ über repliziertes Essen ausließ und meinte, das ganze seien nur replizierte Proteinmoleküle und Kohlehydrate und er habe erst beim Maquis gelernt, eigene Nahrung zu sich zu nehmen. In DS9 (und nur dort) wurde schon öfter erwähnt, daß repliziertes Essen nicht so gut schmeckt wie "echtes" Essen aus der Natur. (Gleiches meinte auch Admiral Leyton in "Paradise Lost" (dt.: Das verlorene Paradies) über replizierten Kaffee.) Wenn aber der Replikator nach dem Prinzip des Transporters das Essen Molekül für Molekül zusammensetzt, müßte es eigentlich möglich sein, eine von einem Meisterkoch zubereitete Mahlzeit einzuscannen und dann immer wieder genauso schmackhaft zu replizieren. Immerhin wurde der Replikator (insbesondere in TNG, aber auch in DS9) schon öfter dazu benutzt, exakte Kopien herzustellen. Unverständlich ist auch, warum Sisko Eddington nicht daran erinnert, daß sein Vater Joseph Sisko ein Restaurantbesitzer ist, der ebenfalls replizierte Mahlzeiten ablehnt. Sisko ist also gute Hausmannskost sehr wohl bekannt.

Die Geschichte über die Maquis nahm hier ein überraschendes Ende. Anlaß genug, zurückzublicken.

Alles begann mit der TNG-Episode "The Wounded" (dt.: Der Rachefeldzug). Dort wurde dem verblüfften Zuschauer mit den Cardassianern nicht nur eine neue Rasse vorgestellt, man erfuhr auch so nebenbei, daß die Föderation vor nicht allzu langer Zeit einen heftigen Krieg gegen diese Cardassianer geführt hatte. Auslöser dieses Krieges war das "Setlik Drei-Massaker" gewesen. Der darauf folgende Krieg hatte anscheinend immerhin neunzehn Jahre gedauert, nämlich von 2347 bis zum Jahr 2366 (dritte TNG-Staffel). Doch dieser Krieg war nun vorüber, denn im Jahr 2366 wurde mit den Cardassianern ein Waffenstillstand vereinbart, der jedoch Bedingungen enthielt, die sogar zum öffentlichen Streit zwischen Spock und seinen Vater führten (siehe "Unifications", dt.: Wiedervereinigung?).

Ein gutes Jahr später (wohl 2367, also fünfte TNG-Staffel) wurde ein provisorischer Friedensvertrag mit den Cardassianern geschlossen, aus dem sich dann im Jahr 2370 ein endgültiger Vertrag entwickelte. Wie wir in der TNG-Episode "Journey's End" (dt.: Am Ende der Reise) erfahren, verzichteten sowohl die Cardassianer als auch die Föderation bei diesem Vertrag auf Gebietsansprüche. Das führte dazu, daß Kolonisten, die sich nun plötzlich im cardassianischen Gebiet befanden, umgesiedelt werden mußten. Vor diesem Problem stand Picard, als er indianische Nachkommen auf Dorvan V auf einen anderen Planeten transportieren sollte. Die Kolonisten wollten aber auf ihrem Planeten bleiben. Am Ende hatte Picard eine sehr nachvollziehbare Lösung: Die Kolonisten sollten ihre Mitgliedschaft zur Föderation verlieren und nun auf sich allein gestellt sein.

Im DS9-Zweiteiler "The Maquis" sollte sich herausstellen, daß die Kolonisten auf Darvan V alles andere als Ausnahmen waren. Noch mehr Kolonisten wollten offenbar in ihrer Heimat bleiben. Nur daß der DS9-Zweiteiler "The Maquis" eine völlig andere Lösung präsentierte. Dort hieß es, die Föderation habe spezielle Abmachungen getroffen, damit die Kolonisten im Gebiet der Cardassianer bleiben und zugleich ihre Mitgliedschaft zur Föderation behalten können. Zum Schutz dieser Leute habe man auch die Entmilitarisierte Zone (DMZ = Demilitarised Zone) eingerichtet. Kurz darauf entstand die Terrorgruppe Maquis, die aus Mitgliedern der armen Kolonisten in der DMZ und abtrünnigen Sternenflotten-Offizieren bestand. Der Maquis wehrte sich gegen Übergriffe der Cardassianer und hatte es sich zur Aufgabe gemacht, mit Terroranschlägen die Cardassianer zu schwächen und aus der DMZ zu vertreiben.

In der Episode "For the Uniform" wirft Sisko dem Maquis Eddington vor, der Maquis sei schuld, weil er die Kolonisten im Glauben lasse, sie könnten irgendwann wieder in ihre Häuser zurückkehren. Mir scheint aber, die Föderation hat diesen Glauben erschaffen, immerhin war sie es, die zusammen mit den Cardassianern eine entmilitarisierte Zone gründete und vereinbarte, daß die Föderationsmitglieder in cardassianischen Bereichen bleiben können. Der Maquis entstand doch erst später!

Jetzt sind sowohl die Kolonisten als auch der Maquis durch Angriffe der Cardassianer ausgelöscht worden, womit das unrühmliche Kapitel Maquis so unspektakulär endete, wie es begonnen hatte.

Die Produzenten von "Star Trek - Voyager" waren von der Idee überhaupt nicht begeistert, daß die Maquis nun im Alphaquadranten offenbar ausgelöscht sind. Sie befürchteten, daß dadurch auch die Maquis im Deltaquadranten an Tiefe verlieren würden, weil ihr Ziel, heimzukehren und für den "guten Grund" weiterzukämpfen, nun so offensichtlich aussichtslos geworden war. Deswegen wurde am Ende der DS9-Episode ein Hinweis eingefügt, daß es vielleicht doch noch irgendwelche unentdeckten Maquis-Kolonien gibt. So meint Sisko: "There could still be more of them out there, hiding from the Dominion, biding their time." (Dt.: Es könnten noch immer welche da draußen sein, die sich vor dem Dominion verstecken und den richtigen Augenblick abwarten.)

Die Maquis waren einzig und allein für die Serie "Star Trek - Voyager" entworfen worden. Sie wurden in TNG und DS9 vorgestellt, um die Ausgangssituation für die neue Star Trek-Serie zu schaffen. Deswegen waren die Macher von DS9 (also insbesondere Ira Steven Behr) auch nie sonderlich von den Maquis begeistert, da ihnen diese Terrorgruppe regelrecht aufgezwungen worden war.

Da "Star Trek - Deep Space Nine" und "Star Trek - Voyager" die zur Zeit mit Abstand erfolgreichsten Weltraumserien sind, ist jede Serie für die andere zugleich der größte Konkurrent. Daß die beiden Serien von dem gleichen Studio produziert werden, ändert daran nichts. Jede Aufmerksamkeit, die zum Beispiel "Star Trek - Voyager" in der amerikanischen Fernsehzeitschrift "TV Guide" erregt, zieht, so befürchtet man, die Aufmerksamkeit von der anderen Serie ab. Gerade Ira Steven Behr hat schon mehrfach in Interviews bedauert, daß DS9 immer ein wenig das vernachlässigte mittlere Star Trek-Kind war, das mal im Schatten von TNG, später im Schatten von "Star Trek - Voyager" stand. Hinzu kommt, daß die Macher von DS9 oft das Gefühl haben, die Presseabteilung von Paramount würde der eigenen Network-Serie eine größere Bedeutung beimessen als einer Syndication-Serie wie DS9. Das ist auch der Grund dafür, daß es in den beiden Serien sehr wenige Crossover gibt. Als die Voyager-Crew in der Episode "Message in a Bottle" (vierte Staffel) endlich Kontakt mit dem Alphaquadranten herstellen kann, wird zwar die Zerschlagung des Maquis erwähnt, der Dominionkrieg aber wird in dieser Episode ebenfalls mit keiner Silbe angesprochen. Offenbar wollte man auch hier "unnötige Werbung" für die "Konkurrenz" vermeiden. Dafür wurde die Voyager in DS9 nie erwähnt. Man sah auch kein einziges Mal bei all den bevorstehenden Weltraumschlachten in DS9 ein Schiff der Intrepid-Klasse (die Klasse der Voyager).

Die Leidtragenden sind in dem Fall die Fans, weil Star Trek durch diesen subtil geführten Konkurrenzkampf lediglich an Konsistenz einbüßt. Und was lernen wir daraus? Konkurrenzdenken führt leider doch nicht immer nur zu positiven Ergebnissen. Leider.

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Letztes Update:
12. September 1998

©1998 Thomas Höhl.